In Organisationen „knirscht“ und „knackt“ es oftmals an allen Ecken und Enden. Es wird gestritten, getratscht, intrigiert – und es ist immer hilfreich, einige Verbündete zu haben, auf die Verlass ist. „In Organisationen tobt das Leben“ (Küpper/Ortmann). Sie können daher auch als Arenen heftiger Auseinandersetzungen, „Untergrundbewegungen“ und riskanter Spiele begriffen werden.
Organisationssoziologische Denkansätze, um solche Prozesse in Verwaltungen, Unternehmen, Parteien, Universitäten oder Schulen zu analysieren, sind mit dem Begriff der Mikropolitik verknüpft. Ziel des Seminars ist es daher, die zentralen Denkfiguren der mikropolitisch orientierten Organisationsanalyse zu verstehen, verbreitert zu diskutieren und für eigene Analysen fruchtbar zu machen. Diskutiert werden u.a. Akteurstrategien, Unsicherheitszonen und Machtquellen sowie Spiele und Kämpfe. Theoretische Anschlussmöglichkeiten bestehen dafür an die Koalitionstheorie (Bosetzky, Cyert/March), an die „strategische Organisationsanalyse“ (Crozier, Friedberg), an die systemtheoretische Organisationstheorie (Luhmann) sowie an die Bewegungs- (Zald) und die Managementforschung (Mintzberg).
Das Augenmerk liegt dabei generell auf sozialen Dynamiken im Kontext von Organisationen. Solche Dynamiken sind nicht gleichbedeutend mit organisatorischem Wandel, d.h. mit ungeplanten strukturellen Veränderungen oder mit geplanten Reformen. Vielmehr kann mithilfe mikropolitisch orientierter Denkansätze auch die strukturelle Unveränderlichkeit von Organisationen (Umschreibungen sind „bürokratische Verkrustung“, „Reformstau“ oder „Innovationsfeindlichkeit“) als dynamisch beschrieben werden. Grundlegend ist dabei die Spannung zwischen (a) Freiheitsgraden des Handelns der Organisationsmitglieder und (b) strukturellen Einschränkungen. Aus dieser Spannung heraus entfalten sich besondere organisatorische Prozesse, z.B. „bürokratische Teufelskreise“ (Crozier).
Im Rahmen des Seminars liegt der Schwerpunkt im zweiten Teil auf einer kleinen gemeinsamen Forschung über einen „Putschversuch“, der 1968 im Suhrkamp-Verlag stattgefunden hat: in mehreren Sitzungen wird es darum gehen, den Fall mikropolitisch zu interpretieren, um die gelernten Denkfiguren direkt anzuwenden.
Vorbereitung der verabredeten Lektüre zu jeder Sitzung, Mut zur „soziologischen Fantasie“, Aufgeschlossenheit für die Argumente anderer, Besuch einer organisationssoziologischen Einführungsveranstaltung (in vorangegangenen Semestern).
Grundlegend ist:
Crozier, Michel, und Erhard Friedberg. 1993. Die Zwänge kollektiven Handelns. Über Macht und Organisation. Neuausgabe. Frankfurt am Main: Hain.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | G.S.3; G.S.4 | |||||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) Org | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Sozialwissenschaften / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) Org | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Fachmodul (FM) Org | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | |||
Soziologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) Org | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Soziologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2008) | NF: Fachmodul 2 | Wahl | 3 | |||
Soziologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2008) | vNF: Fachmodul 2 | Wahl | 3 | |||
Soziologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2008) | KF: Fachmodul 2 | Wahl | 3 | |||
Studieren ab 50 |
grundsätzlich: Regelmäßige und aktive Teilnahme, Verfassen eines Ergebnisprotokolls während der Vorlesungszeit.
für eine benotete Einzelleistung: Verfassen einer problemorientierten Hausarbeit auf der Grundlage eines selbst verfassten Exposés und eines obligatorischen Beratungsgesprächs während der Vorlesungszeit.