"Frauen besitzen eine defizitäre Moralentwicklung!"
Dieser Schluß ergibt sich noch zu Beginn der 80er Jahre des 20.Jahrhunderts aus Lawrence Kohlbergs Untersuchungen zur Moralentwicklung von Kindern, aus denen hervorgeht, daß Mädchen überwiegend niedrigere Stufen erreichen als Jungen. Die Entwicklungspsychologin Carol Gilligan hat diesem Befund eine andere Sichtweise von Frauen auf moralische Dilemmata gegenübergestellt, die ersichtlich macht, daß Frauen weniger einer universalistischen als vielmehr einer partikularistischen Ethik zuneigen und dadurch den von Kohlberg zu Grunde gelegten Moralbegriff als einseitig gerechtigkeitsorientiert entlarvt. Wie auch immer man die Analysen Kohlbergs und Gilligans von transkribierten Lösungsvorschlägen von Mädchen und Jungen bewertet: Sie offenbaren auf wissenschaftlicher Ebene die Beförderung von geschlechtsstereotypen Vorstellungen.
Innerhalb der Soziolinguistik wird sich neben zahlreichen anderen ebenfalls mit der Untersuchung der Variable "Geschlecht" beschäftigt: Gibt es Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Kommunikationsverhalten? Wie sind eventuelle Differenzen zu bewerten? Trifft es zu, dass sich Frauen und Männer oftmals nicht oder falsch verstehen? Wie wird die soziokulturelle Variable "Geschlecht" im kommunikativen Akt überhaupt konstituiert?
Aus sprachsystematischer Perspektive läßt sich die Frage hinzufügen: Werden Frauen bedingt durch spezielle morphosyntaktische Ausprägungen des Deutschen (z.B. generisches Maskulinum) unsichtbar gemacht und in diesem Sinne benachteiligt?
Dass einzelne Lexeme und feste Mehrwortverbindungen Merkmalszuschreibungen aufweisen, die eine Stereotypisierung von kulturspezifischen Geschlechterklischees widerspiegeln, ist ein weiterer Aspekt, der bei der Beschäftigung mit "Sprache und Geschlecht" ins Auge fällt und einer näheren Betrachtung unterzogen werden kann.
Im Seminar soll Befunden aus allgemein soziolinguistischer und überdies speziell feministisch-sprachkritischer Perspektive nachgegangen werden, um den Stellenwert von Sprache bei der Etablierung des soziologischen Geschlechts reflektierter beurteilen zu können.
Die Bereitschaft zur Übernahme eines Referats wird vorausgesetzt.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Do | 14-16 | R2-155 | 13.10.2008-06.02.2009
not on: 12/25/08 / 1/1/09 |
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Germanistik / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerPoB1; BaGerP1V; BaGerP1K | 2/5 | |||
Germanistik / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | BaGerPoB1; BaGerP1V; BaGerP1K | 2/5 | ||||
Germanistik (GHR) / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerPoB1; BaGerP1V | 2/5 | |||
Germanistik (GHR) / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | BaGerPoB1; BaGerP1V; BaGerP1K | 2/5 |