Wie lässt sich erklären, dass es für Personen, die in der Pflege tätig sind, über Jahrzehnte den Ausdruck „Krankenschwester“ gab, niemand jedoch von „Krankenbrüdern“ sprach? Wie entstehen Übereinkünfte, einen Vorfall zu beschweigen? Und warum heißt die Systemtheorie eigentlich nicht System-Umwelt-Theorie? – In diesem Seminar befassen wir uns damit, dass Denken ein sozialer Sachverhalt ist und weder als anthropologische Universalie noch als rein innerlicher Vorgang hinreichend zu begreifen ist. Dafür setzen wir uns schwerpunktmäßig mit einem Ansatz auseinander, den seine Protagonist:innen und Kritiker:innen als Kognitive Soziologie bezeichnen.
Das Seminarziel ist ein doppeltes. Erstens soll es darum gehen, die Grundzüge dieser Forschungsperspektive kennenzulernen und kritisieren zu können. Zweitens analysieren wir mithilfe kognitionssoziologischer Argumente sowohl historische und zeitgenössische Phänomene. Wir beschäftigen uns u.a. mit Barrikadenkämpfen in Paris 1848/49, mit der westdeutschen „Ausländerpolitik“ bis in die frühen 1990er Jahre und mit dem zähen und letztlich unabgeschlossenen Verlernen eugenischer Gesellschaftsvorstellungen nach 1945 („eine deutsche Geschichte“). Wir loten somit aus, in welchen Hinsichten Kognitive Soziologie zugleich Politische Soziologie ist.
Wer sich – aus welchen Gründen auch immer – grundsätzlich nicht imstande sieht, sich intensiv mit der Seminarlektüre auseinanderzusetzen und in regelmäßigen Abständen etwas für das Seminar zu schreiben, sollte sich lieber nach einem anderen Seminar umschauen.
SCHREIBWERKSTATT
Im Lauf des Semesters werden wir immer wieder Schreibwerkstatt-Anteile in das Seminar integrieren. Sie dienen dazu, dass Sie sich damit auseinandersetzen und verbessern können, eine Hausarbeit zu verfassen. Daher werden wir bei passenden Gelegenheiten über Tipps, Tricks und Schwierigkeiten sprechen, die mit dem wissenschaftlichen Schreiben verbunden sind. Außerdem werden wir nach und nach Konzepte für eigene Arbeiten entwickeln.
So haben Sie Ihren Text zum Ende der Vorlesungszeit mindestens vor Augen, vielleicht aber auch schon auf dem Papier.
Wer keine Hausarbeit in diesem Seminar schreiben, aber trotzdem teilnehmen möchte, ist natürlich herzlich dazu eingeladen. Gerne können Sie das Seminar auch nutzen, um ein Konzept für Ihre Abschlussarbeit zu entwickeln.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
---|
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
---|---|---|---|
30-M-Soz-M2a Soziologische Theorie a | Seminar 1 | Studienleistung
|
Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M2b Soziologische Theorie b | Seminar 1 | Studienleistung
|
Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M2c Soziologische Theorie c | Seminar 1 | Studienleistung
|
Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Studieren ab 50 |
STUDIENLEISTUNG: DREI DISKUSSIONSPAPIERE SCHREIBEN
Sie sehen im Sitzungsplan, dass das Seminar aus sieben Teilen besteht. Um sich eine Studienleistung bescheinigen zu lassen, schreiben Sie bitte zu drei Seminarteilen Ihrer Wahl ein Diskussionspapier. Einzig zu Teil 7 ist es nicht möglich, ein Papier zu schreiben.
Die Diskussionspapiere dienen dazu, dass Sie sich sowohl verstehend und rekonstruierend als auch kritisch mit der obligatorischen Seminarlektüre auseinandersetzen.
(Detaillierte Informationen finden Sie im Seminarplan.)
BENOTETE EINZELLEISTUNG: HAUSARBEIT SCHREIBEN
Sie verfassen zusätzlich zur Studienleistung eine Hausarbeit, die einen inhaltlichen Bezug zur Veranstaltung hat. Ich empfehle Ihnen, eine Problemstellung zum Ausgangs- oder Bezugspunkt zu machen, die Sie aus der Lektüre unserer Textgrundlagen und/oder aus den Diskussionen in den gemeinsamen Sitzungen gewonnen haben.
Gerne unterstütze ich Sie bei der Konzeption. Sprechen Sie mich gerne im Rahmen der Veranstaltung an oder machen Sie einen Sprechstundentermin mit mir.
Ein Wort zum Umfang der Hausarbeit: Sie werden es schwer haben, etwas Substanzielles in weniger als 5.000 Wörtern auszudrücken. Falls Sie demgegenüber 10.000 Wörter überschreiten, werden Sie selbst die aufgeschlossensten Lesenden langweilen.