Der 'Ring' des Konstanzer Juristen Heinrich Wittenwiler zählt zu den faszinierendsten und eigenwilligsten Texten des Spätmittelalters. Die schwankhafte Handlung erzählt von der turbulenten Werbung des Bauerntölpels Bertschi Triefnas aus Lappenhausen um die überaus unansehnliche Mätzli Rührenzumpf. Eine Prügelei während der Hochzeitsfeier der beiden entwickelt eine desaströse Eigendynamik, die sich zu einem Krieg mit dem Nachbardorf Nissingen auswächst. Dieser Krieg wird zum Weltkrieg, in dem neben Lappenhausenern und Nissingern auch Hexen, Riesen und Zwerge kämpfen. Letztlich führt das Geschehen in den Untergang aller. In die Handlung, die nicht selten von drastischer Obszönität geprägt ist, sind ausführliche lehrhafte Passagen eingefügt, welche die verschiedensten zeitgenössischen Wissensbestände präsentieren (u.a. Kriegs- und Turnierwesen, Tugend, Liebe, Tischzucht, Religion und Medizin – auch ein Rezept zur Wiederherstellung der Jungfräulichkeit ist enthalten). Die obszön-komische Erzählung wird so zu einem großen enzyklopädischen Lehrgedicht stilisiert, wobei die Lehren freilich von Romanfiguren vorgetragen werden, die dazu gänzlich ungeeignet sind.
Im Seminar wollen wir uns diesem außergewöhnlichen und im besten Sinne widerständigen Werk in textnahen Analysen annähern. Um das Verhältnis von schwankhafter Handlung und lehrhaften Inhalten genauer zu bestimmen, werden wir dem Text mit einem intertextualitätstheoretischen Ansatz begegnen und untersuchen, welche Lesarten des (ganz einer negativen Weltsicht verpflichteten?) Spektakels geboten werden.
Textausgabe:
Heinrich Wittenwiler: Der Ring. Frühneuhochdeutsch/Neuhochdeutsch, nach dem Text von Edmund Wießner, übers. und hrsg. von Horst Brunner, durchges. und bibliograph. erg. Ausg. Stuttgart 2003 (RUB 8749). [Bitte anschaffen!]
Einführende Literatur:
Brunner, Horst: Art. 'Heinrich Wittenwiler'. In: VL 10 (1999), Sp. 1281–1289.
Emmelius, Caroline: Intertextualität. In: Literatur- und Kulturtheorien in der Germanistischen Mediävistik. Ein Handbuch. Hrsg. von Christiane Ackermann und Michael Egerding. Berlin, Boston 2015, S. 275–316.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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23-GER-PAdSL Ältere deutsche Sprache und Literatur | Mediävistisches Seminar | Study requirement
Graded examination |
Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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