Thomas Bernhard (1931 – 1989), dessen Todestag sich in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal jährt, war einer der bedeutendsten Prosa-Schriftsteller und Dramatiker Österreichs. Er arbeitete zunächst in Stuttgart, dann in Bochum und schließlich am Wiener Burgtheater jahrelang mit dem Regisseur Claus Peymann und dem Dramaturgen Hermann Beil zusammen. Besonders am Wiener Burgtheater entstanden auf diese Weise zum Teil aufsehenerregende Inszenierungen der Stücke Thomas Bernhards, die oft wochenlange öffentliche Auseinadersetzungen in Österreich und auch darüber hinaus verursachten, so beispielsweise im Umfeld der Inszenierung seines letzten Stückes „Heldenplatz“, das Bernhard im Auftrag Peymanns als Beitrag zum 100. Jahrestag des Wiener Burgtheaters verfasst hat. Dieses Stück setzt sich dezidiert mit der Nazi-Vergangenheit Österreichs auseinander und zwar genau im Jahr 1988, am 50. Jahrestag von Hitlers Einmarsch in Wien und seiner berüchtigten Rede auf dem Wiener Heldenplatz. Die Premiere am Wiener Burgtheater am 4. 11. 1988 gerät zu einem Skandal, der das Medium Theater in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses rückt: Politiker vom Bundespräsidenten bis zum Rechtspopulisten Jörg Haider fordern schon vor der Premiere die Absetzung des Stückes und die Ablösung der Burgtheaterdirektors Peymann. Zum Todestag Thomas Bernhards hat das Wiener Burgtheater einige dieser umstrittenen Theaterinszenierungen auf DVD wieder zugänglich und medial verfügbar gemacht. Sie stehen im Mittelpunkt des Seminars.
Literatur: Thomas Bernhard: Dramen (Ausgaben im Suhrkamp Verlag), besonders: Heldenplatz; Der Theatermacher; Die Jagdgesellschaft; Ritter, Dene, Voss; Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen; Vor dem Ruhestand. DVD-edition Burgtheater: Thomas Bernhard, 16, 17, 18, 19, 20. Hoanzl/ORF 2009. Sekundärliteraur: Hermann Beil: Theaternarren leben länger. Hundert und drei Geschichten aus dem Burgtheater, Wien (Paul Zsolnay Verlag) 2000. Roland Koberg: Claus Peymann. Alle Tage Abenteuer. Biografie. Mitarbeit: Henrike Thomsen. Berlin (Henschel Verlag) 1999. Uwe Jahnke: Zur familiären Verfälschung von Geschichte in Thomas Bernhards Stück „Vor dem Ruhestand“, In: Jahrbuch der Österreich-Bibliothek in St. Petersburg, Bd. 5, 2001/2002, Österreichische Literatur und Kultur: Tradition und Rezeption, Hrsg. von Alexandr W. Belobratow, St. Petersburg 2003, S. 202 – 215.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Mi | 18-20 | C6-241 | 14.04.-24.07.2009 |
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Germanistik / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerP2G | 2/5 | |||
Germanistik / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | BaGerP2G | 2/5 | ||||
Germanistik (GHR) / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerP2G | 2/5 | |||
Germanistik (GHR) / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | BaGerP2G | 2/5 |