300072 Vom Wohlfahrtsstaat und regulativen Staat — eine soziologische Perspektive (S) (WiSe 2018/2019)

Seit Lowi (1972) Regulierung als Politik beschrieben hat, die keine finanziellen Mittel zur Hand nimmt, hat sich in der Regulierungstheorie, aber auch der sozialpolitischen Diskussion die Auffassung breitgemacht, dass wohlfahrtsstaatlich und regulative Politikbereiche miteinander nicht verbunden sind und auch analytisch der Ertrag einer Zusammenschau dieser Politiken gering bleiben muss. Kürzlich erst hat Levi Faure (2014) in einem Beitrag diese Trennung als zu kurz gegriffen charakterisiert und dazu angeregt, sich mit den Wechselwirkungen dieser beiden Politiken näher zu befassen. In diesem Seminar wollen wir bei einer soziologischen Perspektive auf den Wohlfahrtsstaat ansetzen und die Entwicklung hin zu einem Regulativen Staat nachzeichnen, der obwohl regulativ, eine Vielzahl wohlfahrtsstaatlicher Aufgaben übernimmt, verändert und ausbaut. Dazu werden wir auf zwei zentrale Beiträge zu dieser Debatte aufbauen, nämlich Luhmann (1981) und Bourdieus (2014) Beiträge zum Wohlfahrtsstaat und die Entwicklung zum regulativen Staat nachzeichnen.

Literaturangaben

Bourdieu, P. (2014). On the State: Lectures at the Collège de France, 1989-1992. Cambridge: Polity Press.
Kuchler, B. (2006). Bourdieu und Luhmann über den Wohlfahrtsstaat: Die Autonomie gesellschaftlicher Teilbereiche und die Asymmetrie der Gesellschaftstheorie/ Zeitschrift für Soziologie, 35(1), 5-23
Lowi, T. J. (1972). Four systems of policy, politics, and choice. Public administration review, 32(4), 298-310.
Levi-Faur, D. (2014). The welfare state: a regulatory perspective. Public Administration, 92(3), 599-614.
Luhmann, N. (1981). Politische Theorie im Wohlfahrtsstaat. München/Wien: Günter Olzog.