Kennzeichen vieler Spielfilme, die mit historischen Themen umgehen, sind mindestens zwei Handlungsebenen. Die erste und für die Unterhaltung der Zuschauer wichtigste ist das Agieren von Schauspielerinnen und Schauspielern, deren Taten und Dialoge die Handlung vorantreiben. Bei der zweiten Ebene handelt es sich in aller Regel um das „große“ historische Geschehen, vor dem alles, wie vor einem zum Leben erweckten alten Gemälde oder Foto, stattfindet. Es wird mithilfe mehr oder weniger aufwändiger Kostüme, Bauten, Kulissen und Computeranimationen zum Leben erweckt.
Die Vermutung liegt nahe, dass es eine der Hauptaufgaben aller an der Produktion solcher Filme Beteiligter sein müsse, die darzustellende Epoche so überzeugend wie möglich vor dem Auge der Betrachter auferstehen zu lassen. Dass dem beileibe nicht immer so ist, zeigt ein Blick auf die internationalen Kinofilmproduktionen der vergangenen Jahrzehnte. Nur wenige Regiesseure waren so detailversessen wie etwa Stanley Kubrick, Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Steven Spielberg oder Ridley Scott. Das hatte zur Folge, dass einige ihrer Produktionen als einigermaßen stimmiges und schlüssiges Abbild jener Epochen gelten dürfen, in der ihre jeweilige Handlung angesiedelt ist. Zumindest wird ihnen das, natürlich mit nicht wenigen Abstrichen, von einigen durchaus namhaften Historikerinnen und Historikern zugebilligt.
Im Seminar sollen Filme der erwähnten und weiterer Regiesseure untersucht und nach den Maßstäben gefragt werden, die zur möglichst objektiven Bewertung ihrer Werke herangezogen werden können. Taugen diese Produktionen, abgesehen von ihrem Unterhaltungswert, zur seriösen Geschichtsvermittlung in der Öffentlichkeit und in Schule und Hochschule? Oder teilen sie, trotz ihrer unbestreitbaren Qualität, das Schicksal der meisten Kinofilme, beziehungsweise des Mediums Film überhaupt, dem auch wohlmeinende Kritiker attestieren, nicht „in die Tiefe“ gehen zu können und deshalb ein Dasein „an der Oberfläche“ fristen zu müssen?
Margit Frölich/Christian Schneider/Karsten Visarius (Hrsg.): Das Böse im Blick. Die Gegenwart des Nationalsozialismus im Film, München 2007.
Geschichte im Spielfilm. Der Regiesseur Wolfgang Becker im Gespräch mit Sabine Horn, in: Sabine Horn/Michael Sauer (Hrsg.): Geschichte und Öffentlichkeit. Orte – Medien – Institutionen, Göttingen 2009, S. 123-135.
Malte Hagener/Thomas Elsaesser: Filmtheorie. Zur Einführung, Hamburg 2007.
Hilde Hoffmann: Geschichte und Film – Film und Geschichte, in: Sabine Horn/Michael Sauer (Hrsg.): Geschichte und Öffentlichkeit. Orte – Medien – Institutionen, Göttingen 2009, S. 135-144.
Matthias Steinle: Geschichte im Film: Zum Umgang mit den Zeichen der Vergangenheit im Dokudrama der Gegenwart, in: Barbara Korte/Sylvia Paletschek (Hrsg.): History goes Pop. Zur Repräsentation von Geschichte in populären Medien und Genres, Bielefeld 2009, S. 147-167.
Katharina Weigand: Geschichte im Spielfilm – Sissi zwischen Wissenschaft und Zelluloid, in: Monika Fenn (Hrsg.): Aus der Werkstatt des Historikers. Didaktik der Geschichte versus Didaktik des Geschichtsunterrichts, München 2008, S. 93-123.
Michael Wildt: "Der Untergang: Ein Film inszeniert sich als Quelle", in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 2 (2005), H. 1, URL: http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Wildt-1-2005
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Mo | 18-20 | T2-205 | 04.04.-15.07.2011
not on: 4/25/11 / 6/13/11 |
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Frauenstudien | (Enrollment until SoSe 2015) | ||||||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Modul 2.3; Modul 2.4; Modul 2.8 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig | |
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