300132 Partizipation und Technikfolgenabschätzung: Theorien, Modelle, Erfahrungen (S) (SoSe 2003)

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Partizipative Verfahren der Technikfolgenabschätzung und -bewertung (TA) als Möglichkeit der Beratung zwischen Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik haben in vielen Staaten in den 1990er Jahren einen Aufschwung erlebt. Damit sind all diejenigen Instrumente und Methoden gemeint, welche auf eine Beteiligung von Laien und/oder Interessenvertretern an TA-Prozessen abzielen.
Mit der Verbreitung partizipativer TA-Verfahren ging eine Verfahrensdifferenzierung im Hinblick auf Formen und Funktionen einher: Während Planungszellen auf die lokale Ebene abzielen, sind Konsensus-Konferenzen eher auf der nationalen Ebene angesiedelt. Während Bürgerbeteiligung in Genehmigungsverfahren auf Entscheidung ausgerichtet ist, haben die meisten Verfahren eine reine Beratungsfunktion. Während in einigen Verfahren die Kommunikation zwischen Laien/Interessenvertretern und Experten als einseitiger Informationsprozess verstanden wird, setzen andere Verfahren auf die Deliberation mittels Argumenten. Diese Verfahrensdifferenzierung hat Konsequenzen für die Leistungsfähigkeit partizipativer TA im Sinne der Herstellung legitimer/akzeptabler Ergebnisse.
Partizipative TA-Verfahren werden von ihren Befürworter/innen zumindest implizit mit hohen demokratietheoretisch fundierten Erwartung verbunden: Sie sollen eher als traditionelle hierarchische Politikverfahren in der Lage sind, bei den Beteiligten Motivation zu evozieren, neue Wissensarten zu generieren, Lernprozesse zu initiieren, Möglichkeiten zur Konfliktlösung aufzuzeigen, und schließlich die Akzeptanz und Legitimität politischer Entscheidungen zu steigern. Allerdings verbinden sich mit solchen Verfahren auch gewichtige Probleme wie ein Mangel an politischer Repräsentation, Machtunterschiede durch die unterschiedliche Verfügung über materielle und kognitive Ressourcen zwischen den Verfahrensbeteiligten sowie eine Enttäuschung der Partizipationseuphorie bei den Beteiligten ob der Effekte und Bedeutung (impacts) von partizipativen Verfahren. Eine wesentliche Ursache dieser Probleme liegt darin, dass die Modalitäten sowie die Anbindung partizipativer TA an die Institutionen der repräsentativen Demokratie nicht hinreichend geklärt sind; dies ist ein zentrales Manko der TA-Theorie und Praxis.

Ziel des Seminars ist es, (1) die theoretischen Prämissen von partizipativer TA zu erörtern, (2) exemplarische Modelle und empirische Erfahrungen zu untersuchen sowie (3) die spezifische Leistungsfähigkeit partizipativer TA-Verfahren aus einer demokratietheoretischen Perspektive zu beurteilen.

Requirements for participation, required level

Keine; wünschenswert sind Kenntnisse in der Wissenschafts- und Technikforschung und/oder in der Demokratietheorie.

Bibliography

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Soziologie Nebenfach Wahlpflicht HS
Soziologie / Diplom (Enrollment until SoSe 2005) 2.2.4 (DPO02) Wahlpflicht HS
Soziologie (Nebenfach) / Magister Wahlpflicht HS
Soziologie (2. Hauptfach) / Magister Wahlpflicht HS
Volkswirtschaftslehre / Diplom (Enrollment until SoSe 2005) Soz9 Wahlpflicht HS

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