Als der 37-jährige Goethe am 3. September 1786 von Karlsbad aus mit der Postkutsche über den Brenner, Verona, Venedig und die Toskana nach Rom und anschließend weiter nach Neapel und Sizilien reiste, erfüllte er sich mit seiner fast zweijährigen Italienreise einen lang gehegten Lebenstraum. Italien galt Goethe als Ort der Sehnsucht, als Heimat alles Schönen – als das wahre „Arkadien“. Freilich reihte sich Goethe mit seiner Italiensehnsucht und dem so drängenden Wunsch, das „Land, wo die Zitronen blühn“, nun endlich auch selbst aufzusuchen, in den seit dem 16. Jahrhundert reich und seit dem 18. Jahrhundert immer reicher fließenden Strom europäischer Bildungs- und Kunstreisender, Dichter und Maler, die Italien für sich zu entdecken begonnen hatten: Natürliche Vorzüge wie das Klima, der Reiz der Landschaft und der Reichtum des Bodens einerseits und die beeindruckenden Leistungen in Kunst, Architektur und Technik andererseits verbanden sich im Auge des damaligen Betrachters zum Bild einer Ideallandschaft, die gleichermaßen zum Studieren wie zum Genießen einlud und zugleich vielfältige Inspiration bedeutete. Neben seinen geologischen und botanischen Studien galt Goethes Hauptinteresse während seiner Italienreise den künstlerischen und architektonischen Zeugnissen der Antike, in der er den Zusammenklang von Kunst- und Naturgesetzen in idealer Form verwirklicht sah.
Seine Reiserinnerungen gab Goethe erst ca. 30 Jahre später heraus: 1816 erschien der erste Band seiner „Italienischen Reise“. Seine Aufzeichnungen bestanden aus einer bunten Mischung aus Tagebuchnotizen, Briefen und Berichten, die in ihrer Summe weit mehr waren als nur ein Reisebericht.
Im Zuge des Seminars werden wir Goethe auf seiner Italienreise begleiten und dabei den Fokus auf seinen Aufenthalt in Rom, in Neapel und Umgebung sowie auf Sizilien legen. Welche antiken Stätten suchte er auf, wie nahm er sie wahr und wie wirkten sie auf ihn? Wir werden uns mit den jeweiligen künstlerischen und architektonischen Zeugnissen der Antike auf Goethes Stadt- und Rundreisen beschäftigen und zugleich die jeweils einschlägigen Texte aus der römischen Literatur sichten, die die von Goethe aufgesuchten Stätten fokussieren. Erst dieser Vergleich wird unseren Blick für die besondere Herangehensweise Goethes an die von ihm so bewunderten kulturellen Zeugnisse der Antike angemessen schärfen.
Bezüglich der Textgrundlage kann unter den verschiedenen vollständigen Ausgaben von Goethes Italienischer Reise frei gewählt werden.
Die o.g. einschlägigen Texte aus der römischen Literatur werden im lateinischen Original sowie (für die Studierenden der Literaturwissenschaft) in deutscher Übersetzung zur Verfügung gestellt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
---|
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
---|---|---|---|
23-LAT-A3-L Literatur 1: Einführung in die lateinisch-römische Literatur | Seminar zur lateinischen Prosa bzw. Dichtung | Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-LAT-LatPM2 Antike und Europa | Themen-Pool (Bildungskonzepte, Wertvorstellungen, Verhaltensnormen, Medien, Rezeption etc.) | Studieninformation | |
23-LIT-LitBM1 Basismodul 1: Literatur- und Kulturgeschichte | Angeleitetes Selbststudium | Studieninformation | |
Literatur im kulturellen Kontext | Studienleistung
|
Studieninformation | |
Literaturgeschichte | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Studieren ab 50 |