230358 Konservative Mythopoetik?: Rudolf Borchardt (S) (WiSe 2007/2008)

Inhalt, Kommentar

Wenn man in einer gängigen Literaturgeschichte auf die Erwähnung der Person Rudolf Borchardts trifft, erhält man meist die äußerst unbefriedigende Skizzierung eines klassizistischen Formfetischisten, der sich den Neuerungen der modernen Literatur konsequent verschließt, sei es im Bereich des Stils oder auch der Inhalte. Hinzu kam in der Forschung eine radikale Beschränkung auf Borchardts politischen, einen monarchistischen Ständestaat herbeisehnenden Konservatismus. Dabei wurde in beiden Fällen übersehen, daß sich sowohl in der Formstrenge der Borchardtschen Lyrik, als auch in seiner ästhetischen Theorie und seiner politischen Gesinnung ein viel tieferes gemeinsames Konzept verbirgt, welches keinen großen Widerspruch zu den Ideen der Literatur der klassischen Moderne bietet. Das Gegenteil ist der Fall: Borchardt fühlt sich in seinem Gesamtwerk dazu verpflichtet, die revolutionäre Rolle des Dichters neu zu überdenken und vor allem die Dichtung selbst als eine von jeglicher Modeerscheinung losgelöste Institution zu verstehen. Aus diesem Grund betreibt er eine Mythisierung des Dichterbegriffes. Daher soll in diesem Seminar auch das Verhältnis von Mythos und der hermetischen Verschlossenheit der Sprache Rudolf Borchardts nicht nur in seiner Lyrik, sondern auch in seinen essayistischen Arbeiten im Vordergrund stehen. Dabei soll herauskristallisiert werden, daß die Mythisierung in erster Linie ein stilistisch-technischer Akt ist, den Borchardt nicht nur in seinen poetischen, sondern auch in seinen politischen Schriften verwendet, deren ideologische Aussagekraft jedoch angesichts der poetischen Metapher des Mythos, die er wie einen Tropus gebraucht, im Dickicht der Sprache versickert. Es soll daher ¿ unter Konsultierung neuerer Forschungsliteratur - Ziel dieser Lehrveranstaltung sein, Borchardts mythische Sprache als eine poetische Sprache zu definieren. Bereits in der ersten Sitzung soll Adornos wichtiger Aufsatz zu Borchardt, Die beschworene Sprache aus den Noten zur Literatur diskutiert werden. Seine Kenntnis wird also vorausgesetzt.

Literaturangaben:
Hildegard Hummel: ''Rudolf Borchardt. Interpretationen zu seiner Lyrik,''Frankfurt am Main 1983.
Kai Kauffmann: Rudolf Borchardt und der "Untergang der deutschen Nation": Selbstinszenierung und Geschichtskonstruktion im essayistischen Werk, Tübingen 2003
Kai Kauffmann: Dichterische Politik: Studien zu Rudolf Borchardt, Bern 2001
Werner Kraft: Rudolf Borchardt: Welt aus Poesie und Geschichte, Hamburg 1961.
Ernst Osterkamp (Hg.): Rudolf Borchardt und seine Zeitgenossen, Berlin 1997.

Lehrende

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Fachzuordnungen

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Germanistik / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach BaGerPoB2; BaGerP2L   4/4  
Germanistik / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) BaGerPoB2; BaGerP2L   4/4  
Germanistik (GHR) / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach BaGerPoB2; BaGerP2L   4/4  
Germanistik (GHR) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) BaGerPoB2; BaGerP2L   4/4  
Germanistik/Deutsch MA/SII; LIT; B.6   Teilleistung der Abschlussprüfung möglich HS
Literaturwissenschaft / Magister Haupt- und Nebenfach LTG   Teilleistung der Abschlussprüfung möglich HS
Literaturwissenschaft / Master (Einschreibung bis SoSe 2009) MaLit4   2/4  

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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Mittwoch, 18. Juli 2007 
Letzte Änderung Räume:
Mittwoch, 18. Juli 2007 
Art(en) / SWS
Seminar (S) / 2
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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4866522