Die Veranstaltung verfolgt das Ziel, die Konstitution sozialer Probleme und deren Verläufe vor dem Hintergrund der umfassenden gesellschaftlichen Veränderungen im Zuge von Internationalisierung und Globalisierung aus einer neuen Perspektive zu beleuchten. Dabei sollen zunächst die etablierten theoretischen Ansätze zu einer Theorie sozialer Probleme („objektivistischer“ Ansatz in der Tradition des Strukturfunktionalismus und „interaktionistscher“ Ansatz) und ihre zentralen Kontroversen vorgestellt und mit verschiedenen Varianten des Konstruktivismus unter Berücksichtigung wissenschaftstheoretischer Gesichtspunkte konfrontiert werden (Teil I). Eine besonders wichtige Rolle wird die Analyse der Rolle von sozialen Bewegungen für Konstitutionsprozesse spielen. Der Verlauf und Erfolg sozialer Bewegungen hängen primär von den nationalen politischen Gelegenheitsstrukturen und von den sich durch die nationale Kultur anbietenden Framings und gegebenen Ressourcenmobilisierungsstrategien ab (Teil II). Modernisierung, Internationalisierung und Globalisierung haben auch außerhalb der westlichen Zivilisation zur Veränderung von gesellschaftlichen Strukturen, institutionellen Arrangements, Wertmustern und sich daraus ergebenden Maßstäben für die Bewertung gesellschaftlicher Realitäten geführt, die wiederum durch ihre „Einbettung“ in die nationalen oder lokalen Gegebenheiten ihre besondere Dynamik entfalten können (Teil III). Zusammen mit den durch Migration, neue Technologien und Kommunikationsmittel erleichterten und stark beschleunigten Informationsaustausch ergeben sich daraus völlig neue Voraussetzungen für die Thematisierung, Problematisierung und Skandalisierung gesellschaftlicher Sachverhalte sowie ihre Diffusion in andere nationale und kulturelle Kontexte (Teil IV). Diesen Prozessen soll dann im abschließen Teil (V) anhand von Fallstudien nachgegangen werden.
Adressaten:
Die Veranstaltung richtet sich primär an Absolventen des Diplomstudiengangs „Soziologie“ und sollte sowohl für die Lehrgebiete „Soziologische Theorie“ als auch für den Praxisschwerpunkt „Soziale Probleme und Problemintervention“ den Erwerb eines Leistungsnachweises ermöglichen. Zweitens richtet sich die Veranstaltung an Studierende von Diplomstudiengängen benachbarter Fächer sowie an solche des Masterstudiengangs „Soziologie“. Wegen der engen thematischen Verflechtung sollten Studierende des BA-Studiengangs „Politische Wissenschaft“ angesprochen sein.
Literaturangaben:
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Stiglitz, Joseph, 2002: Schattenseiten der Globalisierung. Berlin.
Wobbe, T., 2000: Weltgesellschaft. Bielefeld.
Voraussetzungen für die Teilnahme sind Vertrautheit mit dem Strukturfunktionalismus, dem Symbolischen Interaktionismus, der Systemtheorie und dem Konstruktivismus, der Modernisierungstheorie und der Globalisierungstheorie.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.1 | Wahl | ||||
Politische Kommunikation / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | 3.1 | |||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.1 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.1.1 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 1.2 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) |
Leistungsnachweise: Verbindlich (!) erwartet wird für den Erwerb eines Leistungsnachweises eine regelmäßige Teilnahme, die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit zu einem vereinbarten Thema (Umfang ca. 15 Seiten mit unter Einhaltung der „handwerklichen“ Standards) oder die Vorstellung und anschließende Verschriftlichung eines Referates (Dauer ca. 45 Minuten).