300088 Organisation und Evaluation (S) (WiSe 2007/2008)

Es gehört inzwischen zu den Standarderwartungen an Organisationen, dass ihre Aktivitäten nicht nur Regeln befolgen, Rationalitäts- und Effektivitätsansprüchen genügen, legitim und verantwortbar sein sollen, sondern dass all dies regelmäßiger Überprüfung unterzogen werden sollte. Michael Power prägte in diesem Zusammenhang den Begriff der "Audit Society". Die "Audit Society" unterzieht Organisationen periodischen Prüf- und Evaluationsritualen und bettet sie in umfassende und vielschichtige Architekturen von Fremdprüfungen und Selbstoffenbarungen ein. Dadurch sind Organisationen gezwungen, ihre eigenen Strukturen, Prozesse und Ergebnisse dokumentierend zu erfassen, um sich selbst auf fortlaufende Überprüfung einzustellen. Mit der Allgegenwart von Evaluationen geht deshalb ein erheblich gesteigerter Arbeitsaufwand einher, den Organisationen in die Herstellung ihrer eigenen Evaluierbarkeit investieren müssen.
Das Seminar wird einschlägige, überwiegend englischsprachige Literatur zu den Funktionen und Folgen evaluierter und evaluierender Organisationen diskutieren und in der zweiten Hälfte der Veranstaltung eine kleinere Vortragsreihe beinhalten. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Herstellung oder Verfeinerung von Evaluationsrezepten (oder etwa ihrer soziologischen "Verbesserung"), sondern auf der Herstellung eines adäquaten soziologischen Grundverständnisses davon, was passiert, wenn Organisationen Evaluationen von Organisationen organisieren.

Literaturangaben

Power, Michael, 2003: Auditing and the Production of Legitimacy. Accounting, Organizations and Society 28: 379-394