Wenn „prozessual“ die Antwort ist, was war eigentlich die Frage? – Charles Tilly hätte vermutlich geantwortet: „It depends.“ Rainer Schützeichel hätte vielleicht (auch hier) gesagt: Es geht darum, „wie wir geworden sind, wer wir sind“ – wobei das „Wir“ genauer zu bestimmen wäre. Eine interessante Möglichkeit, darüber nachzudenken, bietet außerdem eine Debatte, die Monika Krause jüngst im British Journal of Sociology anstieß: “Social science is explanation or it is nothing.” – Nehmen wir alle drei Überlegungen zusammen, könnte die Frage somit lauten, wie Soziolog:innen Gewordenes erklären (und erklären können), wenn sie damit zu rechnen haben, dass das Gewordene kontextabhängig entstanden ist, und Forschenden auch nur kontextabhängig zugänglich ist. Hier setzen wir mit dem Seminar an. Wir befassen uns damit, soziale Phänomene prozessual zu erklären, wobei Beschreiben und Verstehen wesentliche Voraussetzungen dafür sind. Im Kern befassen wir uns mit den Grundzügen eine spezifischen Methodologie soziologischen Arbeitens. Dabei haben wir zu berücksichtigen, dass es sich nur um eine Variante soziologischen Argumentierens handelt, die sich durch ihre Gegenstandsangemessenheit beweisen muss. Stichwort Gegenstände: Empirische Materialien und Fälle dienen uns fortlaufend dazu, uns sukzessive mit Prämissen und Problemen prozessualen soziologischen Denkens zu befassen.
Wer sich – aus welchen Gründen auch immer – grundsätzlich nicht imstande sieht, sich intensiv mit der Seminarlektüre auseinanderzusetzen und in regelmäßigen Abständen etwas für das Seminar zu schreiben, sollte sich lieber nach einem anderen Seminar umschauen.
SCHREIBWERKSTATT
Im Lauf des Semesters werden wir immer wieder Schreibwerkstatt-Anteile in das Seminar integrieren. Sie dienen dazu, dass Sie sich damit auseinandersetzen und verbessern können, eine Hausarbeit zu verfassen. Daher werden wir immer wieder über Tipps, Tricks und Schwierigkeiten sprechen, die mit dem wissenschaftlichen Schreiben verbunden sind. Außerdem werden wir nach und nach Konzepte für eigene Arbeiten entwickeln.
So haben Sie Ihren Text zum Ende der Vorlesungszeit mindestens vor Augen, vielleicht aber auch schon auf dem Papier.
Wer keine Hausarbeit in diesem Seminar schreiben, aber trotzdem teilnehmen möchte, ist natürlich herzlich dazu eingeladen. Gerne können Sie das Seminar auch nutzen, um ein Konzept für Ihre Abschlussarbeit zu entwickeln.
VORBEREITENDE LEKTÜRE FÜR UNSERE SITZUNGEN
Das gemeinsame Arbeiten im Seminar basiert darauf, dass alle Beteiligten sich mit der vorbereitenden Lektüre zu den jeweiligen Sitzungen befasst haben. Gleichzeitig ist es eine ausgesprochene Zumutung, Texte zu lesen, die andere für einen ausgesucht haben. Das ist mir völlig klar. Doch zählen gemeinsame Lektüren zu den besten Grundlagen, um sich mit komplizierten Vorgängen und Sachverhalten zu befassen, sie analytisch zu durchdenken und eine eigenständige, selbstbewusste Position zu den Dingen zu entwickeln. Geben Sie den Texten daher bitte eine faire Chance. Sie haben es verdient.
Falls es Ihnen vor der Sitzung – aus welchen Gründen auch immer – nicht gelingt, die betreffenden Texte vorzubereiten, kommen Sie bitte auf keinen Fall ins Seminar. Sie werden nichts davon haben. Gehen Sie lieber Kaffee trinken oder ins Schwimmbad.
TIPP ZUM WISSENSCHAFTLICHEN ARBEITEN
Das Dossier „Wissenschaft als Handwerk“ des Fachportals Soziopolis bietet Ihnen diverse Hilfestellungen, um eine Hausarbeit zu konzipieren und zu schreiben. Schauen Sie sich doch mal um, ob für Sie etwas dabei ist. https://www.soziopolis.de/dossier/wissenschaft-als-handwerk.html
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mo | 14-16 | S1-111 | 07.04.-18.07.2025
nicht am: 21.04.25 |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
STUDIENLEISTUNG: DREI DISKUSSIONSPAPIERE SCHREIBEN (ZU JEDEM SEMINARTEIL EIN PAPIER)
Um sich eine Studienleistung bescheinigen zu lassen, schreiben Sie bitte zu drei Sitzungen je ein Diskussionspapier, wobei Sie sich dafür jeweils nur eine Sitzung je Seminarteil aussuchen können. Anders formuliert: Sie können je Seminarteil nur ein Diskussionspapier schreiben.
Die Diskussionspapiere dienen dazu, dass Sie sich sowohl verstehend und rekonstruierend als auch kritisch mit der obligatorischen Seminarlektüre auseinandersetzen.
(Sie finden im Seminarplan genauere Erläuterungen zum Schreiben der Diskussionspapiere.)
BENOTETE EINZELLEISTUNG: HAUSARBEIT SCHREIBEN
Sie verfassen zusätzlich zur Studienleistung eine Hausarbeit, die einen inhaltlichen Bezug zur Veranstaltung hat. Ich empfehle Ihnen, eine Problemstellung zum Ausgangs- oder Bezugspunkt zu machen, die Sie aus der Lektüre unserer Textgrundlagen und/oder aus den Diskussionen in den gemeinsamen Sitzungen gewonnen haben. (Sie finden auch dazu im Seminarplan genauere Erläuterungen.)
Gerne unterstütze ich Sie bei der Konzeption Ihrer Hausarbeit. Sprechen Sie mich gerne im Rahmen der Veranstaltung an oder machen Sie einen Sprechstundentermin mit mir (Terminvergabe über meine Sprechstunde).
Ein Wort zum Umfang der Hausarbeit: Sie werden es schwer haben, etwas Substanzielles in weniger als 5.000 Wörtern auszudrücken. Falls Sie demgegenüber 10.000 Wörter überschreiten, werden Sie selbst die aufgeschlossensten Leser:innen langweilen.