239651 Die lateinische Literatur des Renaissance-Humanismus: Humanistische Antworten auf die ovidischen Heroidenbriefe (S) (SoSe 2014)

Bereits Ovid selbst kennt einen Sabinus, der angeblich Antworten auf die Briefe seiner verlassenen Mädchen, die sogenannten Heroidenbriefe, verfasst hat. In der Renaissance haben mehrfach Humanisten diese „Sabinus-Tradition“ aufgegriffen. In diese Tradition gehört auch ein Italiener namens Ambrogio Fracco (14/ 15. Jh.), der sich auch Novidius (= novus Ovidius?) nennt. Von ihm stammt das früheste geschlossene Corpus solcher Antwortbriefe, welches über Antworten hinaus auch neue Briefe anderer Heroinen enthält.

Literaturangaben

Fracco ist der systematischen Forschung zur Heroiden-Rezeption, die sich vor allem in dem monumentalen Werk „Der heroische Brief“ (Berlin 1968) von Heinrich Dörrie niederschlägt, bislang verborgen geblieben. Sein Werk hat sich in Abschrift in einer römischen Handschrift erhalten, die bislang unediert ist. In der Dokumentenablage finden sich Umschriften von zwei Briefen, einerseits der Antwort des Aeneas an seine von ihm verlassene Geliebte Dido, andererseits des von Fracco neugestalteten Briefs der bei der Flucht aus Troja zurückgelassenen Ehefrau Creusa an Aeneas. Wir wollen vor allem diese beiden Briefe lesen. Die Teilnehmer sollten die Geschichte von Aeneas und Dido (bei Vergil am Ende von Aen. I und in Aen. IV) und den ovidischen Brief der Dido an Aenas (heroid. 7) in Grundzügen kennen. Wir werden aber auch in der einleitenden Sitzung den mythischen Stoff noch einmal repetieren.