Männer, die sich sexuell penetrieren lassen, überschreiten die Grenzen der zwangsheterosexuellen Zweigeschlechtlichkeit. Was ein Mann, was eine Frau ist, entscheidet sich nicht nur an der Frage des Verhältnisses von Geschlechtskörper und sozialem Geschlecht, sondern auch an der Frage der Position, die ein Körper im Penetrationsgeschehen einnimmt. Historisch wurde penetrierte Männlichkeit eng mit männlicher Homosexualität assoziiert. Doch tatsächlich geht das nicht auf: Es gibt sowohl homosexuelle Männer, die penetrieren, als auch heterosexuelle Männer, die sich penetrieren lassen.
Die Grundlagen dafür, dass wir in derartigen Begriffen über penetrierte Männlichkeit nachdenken können, wurden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in Sexualwissenschaft und Psychoanalyse herausgebildet. Im Seminar beschäftigen wir uns mit dieser historischen Wissensproduktion und setzen sie ins Verhältnis zu literarischen Formulierungen penetrierter Männlichkeit. Dabei lesen wir keinesfalls ausschließlich, aber auch Texte, die sexuelle Handlungen explizit, in Einzelfällen auch pornografisch, schildern. Im Hintergrund der Lektüren steht die These, dass die Formulierung penetrierter Männlichkeit eine ‚Störung‘ sprachlich-symbolischer Ordnung bedeutet, die in literarischen Texten der Moderne – etwa von Robert Musil, Franz Kafka, Hand Henny Jahnn oder Arnolt Bronnen – ästhetisch produktiv wird.
Jonathan Kemp: The Penetrated Male. New York 2013.
Benedikt Wolf: Penetrierte Männlichkeit. Sexualität und Poetik in deutschsprachigen Erzähltexten der literarischen Moderne (1905–1969). Köln/Weimar/Wien 2018 (= Literatur – Kultur – Geschlecht, Bd. 72).
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-GER-PLit3 Autoren, Werke, Diskurse | Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Veranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschlechterforschung in der Lehre | |||||||
Studieren ab 50 |
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