Die halbdirekte Demokratie, die in vielen Bundesstaaten der USA und in der Schweiz seit dem 19. Jahrhunderts sehr stark, umgekehrt in einigen Bundesländern seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts in vergleichsweise rudimentärer Form verankert ist, wird in Deutschland intensiv und kontrovers diskutiert. Seit einigen Jahren fordern Bürger in Gestalt der Volkswahl des Bundespräsidenten oder in Gestalt einer stärkeren Beteiligung der Regierten am Gesetzgebungsprozess des Parlaments eine Stärkung der halbdirekten Demokratie in Deutschland. Sie verknüpfen damit die Hoffnung, die rein repräsentative Demokratie zu verbessern. Umgekehrt sehen Anhänger der repräsentativen Demokratie darin einen Angriff auf die bewährte demokratische Kultur und beschwören die Gefahr eines Rückfalls in den ungezügelten Populismus. Es stellt sich somit die Frage, ob die halbdirekte Demokratie, welche in den USA und in der Schweiz schlecht und recht funktioniert, auch auf Deutschland übertragbar ist. Zur Beantwortung dieser Frage ist die Beschäftigung mit den Demokratien Alteuropas in der griechischen Antike und der Eidgenossenschaft der Frühen Neuzeit, welche dieses Seminar anstrebt, in doppelter Hinsicht von grundlegender Bedeutung. Erstens nahmen sich die Akteure, die in der Schweiz und den USA im 19. Jahrhundert die halbdirekte Demokratie eingeführt hatten, das Modell vormoderner Demokratien zum Vorbild. Zweitens kann man als Forschungshypothese formulieren, dass dieselben Rahmenbedingungen, welche die Einführung der vormodernen Demokratie begünstigten und deren Funktionieren ermöglichten, auch der Einführung der halbdirekten Demokratie förderlich waren. Insofern ist der Vergleich der vormodernen Demokratien in Alteuropa, der diese Rahmenbedingungen fassbar macht, für die Frage der Übertragbarkeit der halbdirekten Demokratie entscheidend. Im Seminar werden wir aufgrund der ausgezeichneten Sekundärliteratur zur griechischen Demokratie und der zugegebenermaßen weniger guten Sekundärliteratur zur eidgenössischen Demokratie Formen, Bauprinzipien, Organe, Partizipationschancen- und kreise, wirtschaftliche, soziale, politische und kulturelle Rahmenbedingungen, sowie Entstehungsgeschichte der griechischen und eidgenössischen Demokratie in der Vormoderne untersuchen.
Zu Beginn der Veranstaltung wird ein Reader mit den Seminartexten abgegeben.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-M-4.2 Mastermodul Vormoderne
4.2.3 |
Masterseminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-M-4.4.2_ver1 Profilmodul "Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit"
4.4.2.1 |
Masterseminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-M-4.4.9 Profilmodul "Historische Politikforschung"
4.4.9.2 |
Masterseminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-M-4.5 Forschungsmodul
4.5.3 |
Masterseminar | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | 4.2.2 | 9 | ||||
Politische Kommunikation / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | 3.3 |