220026 Musealisierung des Wissens um 1900 (K) (SoSe 2007)

Das Zeitalter der 'klassischen Moderne' (1880-1930) war gleichermaßen durch Fortschrittsoptimismus und Endzeitszenarien geprägt. Die tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüche dieser Zeit berührten auch eine so ehrwürdige Institution wie das Museum. Diese wurden zunehmend als "Volksbildungsstätten" entworfen und verabschiedeten sich damit vom Forschungsanspruch früherer Zeiten. Die Vermittlung von Expertenwissen an eine Laienpublikum stellte dabei gerade für die Wissenschaftsmuseen eine ständige Herausforderung dar.

Im Seminar wird nach einem theoretischen Teil zu den Veränderungen auf Seiten der Gesellschaft, Wissenschaft und Museumslandschaft um 1900 gemeinsam ein Fragenkatalog entwickelt, mit dessen Hilfe die Studierenden anschließend die Geschichte einzelner Einrichtungen eigenständig untersuchen sollen. Wie definierten traditionelle Naturkunde- und neue Wissenschaftsmuseen ihren Bildungsauftrag? Nach welchen Kriterien wurden bestehende Wissensordnungen und Sammlungen umgestaltet? Welche neuen Präsentationsweisen und Exponate wurden entwickelt und worin bestand die Professionalisierung des Museumsgeschäftes seit 1900? Geplant ist auch eine Exkursion zu den Braunschweiger Dioramen, die in den 1930er Jahren gebaut wurden und noch heute unverändert präsentiert werden.

Literaturangaben

Die Museen als Volksbildungsstätten. Ergebnisse der 12. Konferenz der Centralstelle für Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen. Berlin 1904 (=Schriften der Central-Stelle für Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen Nr. 25). Köstering, Susanne 2003: Natur zum Anschauen. Das Naturkundemuseum des deutschen Kaiserreichs 1871-1914. Köln u.a.: Böhlau. Baier, Rosemarie und Martin Roth (Hg.) 1990: Der Gläserne Mensch - Eine Sensation. Zur Kulturgeschichte eines Ausstellungsobjektes. Stuttgart: Verlag Gerd Hatje. Hashagen, Ulf (Hg. u.a.) 2003: Circa 1903. Artefakte in der Gründungszeit des Deutschen Museums. München: Deutsches Museum.