300319 Einführung in die Wissenschaftssoziologie (S) (SoSe 2013)

Inhalt, Kommentar

Die „Wissenschaften“ sind ein Schlüssel zum Verständnis der Moderne; daher geht der Wert der Wissenschaftssoziologie weit über den einer Speziellen Soziologie hinaus.

Was weiß aber die Soziologie über das Innenleben der Wissenschaften? Was sind die inneren Antriebskräfte der Wissenschaftsentwicklung? Gibt es eine professionsethische Selbstkontrolle der Wissenschaft, einen erfahrungswissenschaftlichen Habitus? Wie funktioniert Kollegenschaft, Wettbewerb, Kooperation, Kritik unter Wissenschaftlern? Was steuert die Auswahl von Forschungsfragen und Projekten? Welchen Einfluss haben politische/ökonomische/ideologische Interessen? Was waren/sind strukturelle Rahmenbedingungen der Entstehung/Entwicklung der Erfahrungswissenschaften (vom 17. - 21. Jahrhundert)? Wie ist die Wissenschaft zu einem Beruf geworden? Welche nationalen Wissenschaftssysteme gibt es und was macht(e) sie im internationalen Vergleich erfolgreich? Wie funktionieren die wichtigsten Institutionen der Wissenschaft: Akademien, Universitäten, Institute, Forschungsverbünde, nationale Wissenschaftsorganisationen? Welche Folgen hat die fortschreitende Ausdifferenzierung der Forschungsfächer? Gibt es unter den Natur-, Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften verschiedene Wissenschaftskulturen, und was hält sie zusammen? Gibt es einen Unterschied zwischen „Grundlagenforschung“ und „Industrie“- bzw. „Anwendungsorientierter Forschung“, oder löst er sich zunehmend auf? Was geschieht eigentlich im Labor? Gibt es einen „akademischen Kapitalismus“?

Das Seminar führt in wichtige Grundbegriffe, Erklärungsprobleme und Kontroversen der Wissenschaftssoziologie ein. Entlang der Lektüre klassischer Texte werden die wichtigsten Erklärungsprobleme der Wissenschaftssoziologie herausgearbeitet. Dabei wird es auch darum gehen, ihren aktuellen Stellenwert abzuschätzen.

Für jeden der Texte kann je ein Referat übernommen werden. Weitere Möglichkeiten der Leistung sind Kurz-Hausarbeiten und Protokolle.

Bitte beachten Sie: Das Seminar findet alle zwei Wochen als vierstündiger Doppel-Termin statt. Die Termine sind 8. April, 22. April, 6. Mai, 20. Mai, 3. Juni, 17. Juni, 1. Juli, 15. Juli. Pro Doppeltermin sind zwei Referate zu vergeben.

Sitzung Datum Text / Referat

1 8. April Einführung; Grundbegriffe/Grundfragen

2 22. April (1) Max Weber: Wissenschaft als Beruf, In: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, S. 582-613
(2) Ulrich Oevermann: Wissenschaft als Beruf, In: Studienstiftung des Deutschen Volkes, Jahresbericht 2002, S. 20-40

3 6. Mai Klassische Wissenschaftssoziologie
(3) Robert K. Merton: Die normative Struktur der Wissenschaft: In: Entwicklung und Wandel von Forschungsinteressen. Aufsätze zur Wissenschafts-Soziologie („The Sociology of Science“). Suhrkamp, Frankfurt/M. 1985, S. 86-99.
(4) Joseph Ben David: „Norms of Science“ and the Sociological Interpretation of Scientific Behavior, In: Ben-David, Scientific Growth. Berkeley 1991, S. 469-484

4 20. Mai Historische Gründungskonstellation(en) der Erfahrungswissenschaften
(5) Peter Münte/Ulrich Oevermann: Die Institutionalisierung der Erfahrungswissenschaften und die Professionalisierung der Forschungspraxis im 17. Jahrhundert : eine Fallstudie zur Gründung der 'Royal Society', In: Wissen und soziale Konstruktion, Claus Zittel (Herausgeber)
Berlin: Akademie Verl. 2002, S. 165-230.

Nationale Wissenschaftssysteme/ Universitäten
(6) Joseph Ben-David: Universities and Academic Systems in Modern Society, In: Ben-David, Scientific Growth. Berkeley 1991, S. 125-157.

5 3. Juni Einfluss ökonomischer Interessen auf die Forschungsentwicklung
(7) Joachim Hirsch: Ökonomische Verwertungsinteressen und Lenkung der Forschung. In: Wissenschaftsforschung, Peter Weingart (Hrsg.), Frankfurt/New York 1975, S. 194-212

Peer-Review / externe Steuerung
(8) Peter Weingart: Der Verlust von Distanz und Vertrauen. In: Die Stunde der Wahrheit, Weilerswist 2001, S. 284-324.

6 17. Juni Wissenschaftskulturen / Ausdifferenzierung der Disziplinen
(9) C. P. Snow: Die zwei Kulturen. 1959. In: Helmut Kreuzer (Hrsg.): Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. C. P. Snows These in der Diskussion. dtv, München 1987. ,
(10) Rudolf Stichweh: Professionen und Disziplinen: Formen der Differenzierung zweier Systeme beruflichen Handelns in modernen Gesellschaften. In: derselbe: Wissenschaft, Universität, Professionen. Soziologische Analysen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1994 (stw 1146) Bielefeld: Transcript, 2012

Mikrostudien / Laboratory Studies
(11) Bruno Latour, Steve Woolgar: Laboratory Life. The social construction of scientific facts. Sage Publ., Beverley Hills, Calif. 1979,

7 1. Juli "Mode 2"
(12) Henry Etzkowitz, Loet Leydesdorff: The dynamics of innovation: from National Systems and ‘‘Mode 2’’ to a Triple Helix of university–industry–government relations. In: Research Policy. 29, 2000, S. 109–123. sowie: Helga Nowotny u. a.: Mode 2 revisited: The New Production of Knowledge. In: Minerva. 41, 2003, S. 179–194.

"Szientismus", Wissenschaftskritik
(13) Jürgen Habermas: Technik und Wissenschaft als Ideologie. Frankfurt 1967

8 15. Juli noch offen
Offene Forschungsfragen

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Keine speziellen Vorkenntnisse erforderlich.

Literaturangaben

Zur Einführung: Peter Weingart: Wissenschaftssoziologie. Bielefeld 2003

Joseph Ben David: Scientific Growth. Berkeley 1991

Henry Etzkowitz, Loet Leydesdorff: The dynamics of innovation: from National Systems and ‘‘Mode 2’’ to a Triple Helix of university–industry–government relations. In: Research Policy. 29, 2000, S. 109–123.

Jürgen Habermas: Technik und Wissenschaft als Ideologie. Frankfurt 1967

Joachim Hirsch: Ökonomische Verwertungsinteressen und Lenkung der Forschung. In: Wissenschaftsforschung, Peter Weingart (Hrsg.), Frankfurt/New York 1975, S. 194-212

Bruno Latour, Steve Woolgar: Laboratory Life. The social construction of scientific facts. Sage Publ., Beverley Hills, Calif. 1979,

Robert K. Merton: Entwicklung und Wandel von Forschungsinteressen. Aufsätze zur Wissenschafts-Soziologie („The Sociology of Science“). Suhrkamp, Frankfurt/M. 1985.

Peter Münte/Ulrich Oevermann: Die Institutionalisierung der Erfahrungswissenschaften und die Professionalisierung der Forschungspraxis im 17. Jahrhundert : eine Fallstudie zur Gründung der 'Royal Society', In: Wissen und soziale Konstruktion, Claus Zittel (Hg.). Berlin 2002, S. 165-230.

Helga Nowotny u. a.: Mode 2 revisited: The New Production of Knowledge. In: Minerva. 41, 2003, S. 179–194.

Ulrich Oevermann: Wissenschaft als Beruf, In: Studienstiftung des Deutschen Volkes, Jahresbericht 2002, S. 20-40

Steven Shapin: The Scientific Life: A Moral History of a Late Modern Vocation. The University of Chicago Press, Chicago, Ill. 2008.

Helmut Kreuzer (Hrsg.): Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. C. P. Snows These in der Diskussion. dtv, München 1987,

Max Weber: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988

Peter Weingart: Die Stunde der Wahrheit, Weilerswist 2001.

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

Rhythmus Tag Uhrzeit Format / Ort Zeitraum  
wöchentlich Mo 14-18 S2-121 08.04.-19.07.2013
nicht am: 15.04.13 / 29.04.13 / 13.05.13 / 20.05.13 / 27.05.13 / 10.06.13 / 24.06.13 / 08.07.13

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
30-M-Soz-M10a Wissenschafts- und Techniksoziologie a Seminar 1 Studienleistung
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Seminar 2 Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-M-Soz-M10b Wissenschafts- und Techniksoziologie b Seminar 1 Studienleistung
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Seminar 2 Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation

Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
History, Philosophy and Sociology of Science / Master (Einschreibung bis SoSe 2014) Einführungsmodul Pflicht 4 zursätzlich 2 LP für eine unbenotete Einzelleistung  
Soziologie / Master (Einschreibung bis SoSe 2012) Modul 3.3    

Es wird eine rechtzeitige Lektüre der Texte von allen Teilnehmern erwartet. Bitte notieren Sie sich Stellen, die Ihnen schwer verständlich erschienen und bringen Sie diese zur Sprache.

Referate: max. 20 Minuten (Der Zweck der Referate ist eine inhaltliche Einführung und "Erinnerung" des Seminars an den Gedanken- und Argumentationsgang eines Textes; ferner die Benennung kritischer, schwer verständlicher Stellen. Das Referat sollte mit einem Vorschlag enden, welche Thesen man kritisch diskutieren sollte.)

Kein E-Learningangebot vorhanden
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SS2013_300319@ekvv.uni-bielefeld.de
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Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_36906558@ekvv.uni-bielefeld.de
Hinweise:
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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Mittwoch, 20. Februar 2013 
Letzte Änderung Räume:
Mittwoch, 20. Februar 2013 
Art(en) / SWS
Seminar (S) /
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