Neben der in der Forschung aktuell sehr intensiv beackerten Global- und Verflechtungsgeschichte, die primär mit exemplarischen Tiefenbohrungen arbeitet, steht auch die Universalgeschichte bemerkenswerterweise (wieder) in Blüte. Sie ist als Gattung sehr alt und reicht in Gestalten wie Poseidonios, Diodor (beide 1. Jh. v.Chr.) und Orosius (5. Jh. n.Chr.) bis in die Antike zurück. In der Zeit der Han-Dynastie schrieb Sima Qian (c. 145–90 v.Chr.) eine umfassende Synthese der Geschichte Chinas (das für ihn gleichbedeutend mit der Welt war). Der islamische Historiker Abu Ja’far al-Tabari (c. 839–923) setzte noch vor Adam ein und nutzte biblische, griechische, römische, persische und byzantinische Quellen, um Geschichte als einen langen und ununterbrochenen Prozeß kulturellen Transfers darzustellen.
Oft als empiriefern, idealistisch-schöngeistig, mechanistisch, teleologisch oder eurozentrisch geschmäht, haben im ‘Westen’ seit dem 18. Jahrhundert (Zeit der Aufklärung!) Gesamtentwürfe der Menschheitsgeschichte aus einer einzigen Feder (also nicht als Sammelwerke) immer ihr Publikum gefunden. In Fortsetzung einer Kontroverse des 19. Jahrhunderts richten sie den Blick eher auf Kultur- und Zivilisationsgeschichte und grenzen sich ab von der Geschichte der Staaten und ‘großen Männer’. Viel stärker als in dieser kamen dabei auch soziologische Modelle zum Zuge und wurde mit typologisch definierten Prozesskonstruktionen gearbeitet, zumal mit Stufentheorien.
Neueste Entwürfe von „Big History“ betten den Menschen in die Naturgeschichte vom Urknall bis ins Anthropozän ein und erzählen seine Geschichte als Geschichte von Sprache und Kommunikation, von Technik und Naturbewältigung/-zerstörung, von Ressourcenmobilisierung, Herrschaft und Macht, und auch wieder als Wettlauf des Westens und der ‘Anderen’ – an die Stelle von Aufstieg, Blüte und Niedergang sind dabei Kategorien wie Vorsprung und Stagnation getreten.
In vielen der interessanteren, nicht selten übrigens von Autoren außerhalb der Fachhistorie vorgelegten Gesamtentwürfe, von Oswald Spengler („Der Untergang des Abendlandes“, 1918) bis David Graeber/David Wengrow („Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit“, 2022), spielt das Altertum eine wesentliche Rolle, aus ganz verschiedenen Gründen. Doch auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich eher für die Moderne interessieren, finden hier reichen Stoff.
Vorgesehen sind drei Durchgänge
1. gemeinsame Lektüre und Besprechung einführender, das Feld absteckender Texte (Reader)
2. Vorstellung der besprochenen Autoren, ihrer Konzepte und Werke (Präsentationen der Teilnehmer)
3. Lektüre und Besprechung größerer Werkausschnitte zum Altertum (unter Leitung der jeweiligen Experten)
Am Ende sollte eine vergleichende Bilanz stehen.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mi | 12-14 | T2-238 | 04.04.-15.07.2022 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Bielefeld Graduate School In History And Sociology / Promotion | Theory and Methods Classes | 0.5 | Theory Class |