220039 Krank und gesund in Ost und West nach 1945 (S) (WiSe 2011/2012)

Gesundheit wurde im 20. Jahrhundert zu einem zentralen Leitbegriff. Er steht nicht mehr allein für die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen, sondern zielt nun auch, wie von der WHO 1948 offiziell deklariert, auf das umfassende Wohlbefinden des Körpers. Der moderne Wohlfahrtsstaat orientiert sich am Vorsorgegedanken und erhebt die gesunde Lebensführung zur Bürgerpflicht. Dabei entwickelten sich nach 1945 in Ost und West strukturell unterschiedliche Gesundheitssys-teme heraus, die in Konkurrenz zueinander standen und deren Akteure sich gegenseitig kritisch beobachteten. Lassen sich daraufhin auch andere Präventionsregime ausmachen? Machte es einen Unterschied, wo man sich krank oder gesund fühlte bzw. entsprechend definiert wurde? Nach einem einführenden Teil zu möglichen Vergleichskategorien soll anhand einzelner, selbst erarbeiteter Fallstudien zur Ernährung, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Sucht, Aids und Sexualität das Bewusstsein für soziale Konstruktionen und kulturelle Deutungen von Krankheit und Gesundheit geschärft werden.

Literaturangaben

Martin Lengwiler und Jeannette Madarász (Hg.) 2010: Das präventive Selbst. Eine Kulturgeschichte moderner Gesundheitspolitik, Bielefeld: transcript.
Susanne Rößiger und Heidrun Merck (Hg.) 1998: Hauptsache gesund! Gesundheitsaufklärung zwischen Disziplinierung und Emanzipation. Marburg: Jonas.
Ilana Löwy und John Krige (Hg.) 2001: Images of Disease. Science, Public Policy and Health in Post-war Europe. Luxemburg: Office for Official Publications of the European Communities.