Die Geschichte extrem rechter Gewalt – beispielsweise antisemitisch oder rassistisch motivierte Gewalt – in der Bundesrepublik findet mehr und mehr Beachtung in der Geschichtswissenschaft. Allerdings existieren noch zahlreiche Forschungslücken, was vor allem den Zeitraum zwischen 1945 und 1990 betrifft. Zahlreiche Taten und Ereignisse vor 1990, vor allem jene mit niedriger Gewaltintensität, die keine überregionale Öffentlichkeit gefunden haben, sind bislang in der Forschung weitgehend unbeachtet geblieben.
In dem Projektseminar, das über zwei Semester (SoSe 2021 und WS 2021/22) laufen wird, untersuchen wir die Geschichte extrem rechter Gewalt zwischen 1945 und 1990 in einer lokalgeschichtlichen Perspektive, nämlich am Beispiel der Stadt Bielefeld und der Region Ostwestfalen-Lippe, womit städtische ebenso wie ländliche Spezifika berücksichtigt werden können. Das Seminar bietet die Chance, die bislang nur wenig untersuchte Geschichte rechter Gewalt in der Region anhand von Primärquellen – etwa Zeitungsartikel, Gerichtsakten oder behördliche Dokumente – zu erforschen. Am Ende des Seminars sollen die Ergebnisse in Form einer (Online-)Publikation, eines Podcast o.ä. veröffentlicht werden.
Nach einigen einführenden inhaltlichen Sitzungen erarbeiten die Teilnehmer*innen Fragestellungen und ein Konzept, wie wir uns dem Thema nähern wollen. Im SoSe 2021 stehen vor allem eine Einführung in den historischen Kontext und - in Kleingruppen - die Recherche der Gewaltereignisse selbst im Vordergrund, z.B. in Form einer Chronologie. Im WS 2021/22 werden ausgewählte Fallbeispiele genauer untersucht.
Das Projektseminar bietet die Möglichkeit, einen berufspraktischen Einblick in die Tätigkeit eines/einer Geschichtswissenschaftler*in zu erhalten. Herausforderungen sind u.a. die Überlegungen bezüglich geeigneter Quellen und ihrer Fundorte, Kontakt zu Archiven und zu möglichen Zeitzeug*innen sowie die Erarbeitung historischer Analysen.
Die Studierenden sollen Interesse an gewaltgeschichtlichen Fragestellungen und an der Geschichte des Rechtsextremismus mitbringen sowie die Bereitschaft, sich in das politische Klima Westdeutschlands ab Mitte der 1940er bis zum Ende der 1980er Jahre einzuarbeiten.
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.5 Modul Geschichte und Öffentlichkeit | Außeruniversitäres Praktikum | Studieninformation | |
Übung Geschichte und Öffentlichkeit | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Das Projektseminar beginnt im SoSe 2021 und wird im WS 2020/21 fortgesetzt; es ersetzt das im Modul Geschichte und Öffentlichkeit vorgesehene außeruniversitäre Praktikum und die entsprechende Übung. Die Prüfungsleistung besteht aus der Verschriftlichung der Zwischenergebnisse am Ende des SoSe 2021 und die Ausarbeitung der Ergebnisse in veröffentlichbarer Form am Ende des WS 21/22.
Es wird die Bereitschaft der Studierenden vorausgesetzt, sich aktiv in der Veranstaltung einzubringen, während der Projektarbeitsphasen in Kleingruppen eigenständig Rechercheaufgaben zu bearbeiten und selbständig den Kontakt zu den Kommiliton*innen zu halten. Dies gilt vor allem für den Fall, dass wir aufgrund der Pandemie noch längere Zeit auf Online-Formate zurückgreifen müssen.
Während der Projektarbeitsphasen können sich die Studierenden ihre Arbeitszeit selbst einteilen; allerdings wird erwartet, dass die Studierenden bereit sind, Blocktermine für Orts- oder Archivbesuche, Zeitzeugen*inneninterviews o.ä. wahrzunehmen.