Mit der Transformation des aktiven Sozialstaates zu einem aktivierenden Sozialstaat, zeichnet sich auch eine grundlegende Veränderung des frühkindlichen Betreuungssystems im Gefüge wohlfahrtstaatlicher Arrangements ab, die insgesamt in der doppelten Ökonomisierung des Kindergartens ausgemacht werden kann.
Erstens lässt sich angesichts der gestiegenen Relevanz von Bildung und Erziehung für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Nationalstaaten, die nicht zuletzt durch internationale Assessmentstudien wie PISA, IGLU oder Starting Strong markiert wird, ein neuer frühkindlicher Bildungsdiskurs unter ökonomischen Vorzeichen verzeichnen. Der Kindergarten wird als Bildungsressource entdeckt, um vermeintliche soziale, sprachliche und kulturelle „Schwächen“ von u.a. Kindern mit Migrationshintergrund durch aktivierungspädagogische (Sprach-)Maßnahmen unter der Maxime von „Fördern und Fordern“ zu „normalisieren“, damit sie den Erfordernissen der „monolingualen“ deutschen Schule entsprechen.
Zweitens werden im Zuge des neuen frühkindlichen Bildungsdiskurses neue Regierungstechniken bspw. Bildungspläne, Gutscheine, Qualitätsmanagement, Gütesiegel etc. eingeführt, mit denen das Ziel verfolgt wird, wettbewerbsstimulierende und qualitätssichernde Verfahren aus dem Wirtschaftssystem auch im frühkindlichen Bildungssystem zu implementieren. Kindertageseinrichtungen sollen sich wie betriebswirtschaftliche Unternehmen umgestalten und auf einem „Quasi- Markt“ um aussichtsreiche Kinder konkurrieren.
Die hier angerissene Transformation des Kindergartens im Gefüge post- wohlfahrtstaatlicher Arrangements hat ambivalente Auswirkungen auf die Integrationsorientierung einer vormals fürsorgerischen Elementarpädagogik. Die Forderung nach Chancengleichheit durch grundlegende Bildungsprozesse im Kindergarten steht den Forderungen von mehr Marktorientierung und einer Homogenisierung entlang der deutschen Sprache antagonistisch gegenüber. Genau an dieser Stelle der paradoxen Anordnung setzen wir in dem Seminar an, indem wir entgegen der aktuellen frühkindlichen Bildungsrhetorik erarbeiten wollen, welche intendierten und nicht-intendierten Diskriminierungseffekte von diesen widersprüchlichen Anforderungen für benachteiligte Kinder ausgehen. In kritischer Distanz zu einer „methodologischen Defizitorientierung“ um Migration und Erziehung, die seit Jahren in den fachwissenschaftlichen und öffentlichen Diskursen wirksam ist, werden wir vor allem institutionelle Diskriminierungsmechanismen entlang natio-ethno-kultureller Zuschreibungen (vgl. u.a. Gomolla/ Radte 2010) in den Blick nehmen.
• Aktive Teilnahme an den Seminarsitzungen
• Lesen der Texte
• Berg- Lupper, U.: Kinder mit Migrationshintergrund: Bildung und Betreuung von An-fang an? In: Bien, W./ Rauschenbach, T./ Riedel, B. (Hrsg.): Wer betreut Deutsch-lands Kinder? DJI- Kinderbetreuungsstudie. Weinheim/ Basel; Cornelson 2007, S. 83- 104
• Diehm, I.: Pädagogik der frühen Kindheit in der Einwanderungsgesellschaft, In: Tho-le, W./Roßbach, H.- G./Föllig- Albers, M./Tippelt, R. (Hrsg.): Bildung und Kindheit. Pädagogik der frühen Kindheit in Wissenschaft und Lehre. Opladen; Leske/ Budrich 2008, S. 203- 212
• Flam, H.: Migration in Deutschland: Statistiken- Fakten- Diskurse. Konstanz; VVK Verlagsgesellschaft mbH 2007
• Gogolin, I: Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund im Elementarbereich. In: Roßbach, H.-G./ Blossfeld, H.-P. (Hrsg.): Frühpädagogische Förderung in Institu-tionen. Zeitschrift für Pädagogik, Sonderheft 11/ 2008, S. 79- 90
• Hormel, U./ Scher, A.: Bildung für die Einwanderungsgesellschaft: Perspektiven der Auseinandersetzung mit struktureller und institutioneller Diskriminierung. Wiesba-den; VS Verlag 2004
• Rauschenbach, T./ Züchner, I.: Ungleichheit in der frühen Kindheit. In: Bielefelder Arbeitsgruppe 8 (Hrsg.): Soziale Arbeit in Gesellschaft, 1. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag/ GWV Fachverlag GmbH 2008
• Wagner, P. (Hrsg.): Handbuch Kinderwelten: Vielfalt als Chance- Grundlagen Voru-teilsbewusster Erziehung und Bildung. Freiburg in Breisgrau; Herder Verlag 2008
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mo | 8-10 | C02-228 | 04.04.-15.07.2011
nicht am: 25.04.11 / 13.06.11 |
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einmalig | Mo | 12-14 | R2-149 | 15.08.2011 | Klausur |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Erziehungswissenschaft (Kernfach) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kernfach | BE 7.2; BE 8.2 | 3 | aktive Teilnahme | ||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.1.3; H.2.5; H.2.6 | scheinfähig | ||||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | G.2.3; G.4.5; G.4.6 | scheinfähig |
Schein (DSE)
• Hausarbeiten (ca. 15 Seiten)
• Referate (ca. 30 Min.)
• Kolloquium (ca. 20 Min.)
Anforderungen an die Vergabe von Leistungspunkten:
Bachelor Kernfach/ Nebenfach
• Aktive Teilnahme an den Seminarsitzungen
• Lesen der Texte
• Teilnahme an Gruppenarbeiten
• Beteiligung an der Erstellung von kurzen Protokollen und Präsentationen