250043 Essen und Kultur: Kultursoziologische und museumspädagogische Aspekte (S) (WiSe 2003/2004)

Essen ist ein wichtiger sozialer Vorgang, den wir dafür nutzen, um soziale Beziehungen - Nähe und Distanz - zu markieren und zu symbolisieren. Im Problemhorizont einer sich ständig erweiternden kulturwissenschaftlichen Grundlagenforschung wird nicht nur danach gefragt, was und wie wir essen, sondern immer stärker auch, warum wir das so tun und nicht anders. Seit dem Ende der 1980er Jahre werden institutionelle Versuche unternommen, eine interdisziplinäre Kulturwissenschaft des Essens zu konstitutieren, um soziale Prozesse beobachten und beschreiben zu können, die sich zwischen den Polen Natur - Kultur, das Eigene - das Fremde, Regionalismus - interkulturelle Strukturen, Alltagsleben - Festerfahrung abspielen.
Diese Veranstaltung will Regeln analysieren und interpretieren, die in unserer und anderen Gesellschaften den Komplex des "Essens und Speisens" bestimmen. Gleichzeitig ist beabsichtigt, für ein regionales Modellprojekt die kulturwissenschaftliche Forschungsperspektive zu verfeinern: Im Jahr 2004 findet in Ostwestfalen-Lippe unter dem Leitthema 'Mahl-Zeiten' eine "Landesausstellung" statt, an der sich mehr als vierzig Museen, Tourismuseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen der Region beteiligen. Dieser konkrete und umfassende Anwendungsbezug kulturwissenschaftlicher Forschung soll für die Seminarteilnehmer sichtbar und erfahrbar werden, z.B. durch die Planung und ggf. Durchführung museumspädagogischer Projekte

Literaturangaben

E. Barlösius, Soziologie des Essens: Eine sozial- + kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung. Weinheim: Juventa 1999.
S. Mennell, Die Kultivierung des Appetits: Die Geschichte des Essens vom Mittelalter bis heute. Frankfurt/M.: Athenäum 1988.
A. Wierlacher et al (eds), Kulturthema Essen: Ansichten + Problemfelder. Berlin: Akademieverlag 1993.