300091 Massenmedien und Politik (S) (SoSe 2003)

In der Diskussion um das Verhältnis von Massenmedien und Politik wird entweder maßgeblicher Einfluß der Medien auf die Politik (Politik als medialer talk) oder umgekehrt der Politik auf die Medien (Selbstinszenierung der Politik) behauptet. In der Veranstaltung wird davon ausgegangen, daß für derartige Zuspitzungen wenig Anlaß besteht, denn Politik und Medien benötigen einander in einem zirkulären Sinn. Es soll gezeigt werden, wie die Medien auf Politik zugreifen um die eigene Selbstreferenz zu entfalten ("Nachrichtenwerte") und wie die Politik auf die Medien zugreift um ihre Handlungsgrundlagen in die Umwelt der Politik einbinden zu können. Für diese Zugriffe konstruieren Massenmedien und Politik "gemeinsam" eine öffentliche Meinung. Es wird sich zeigen, daß öffentliche Kommunikation für diese Kopplung von Politik und Medien Schemata verwendet, die verstanden werden können, ohne daß verstanden werden müßte, "was eigentlich dahintersteckt". Diese Funktion von Schemata der öffentlichen Meinung wird am Beispiel des Klimawandels, von BSE und der öffentlichen Thematisierung der Kernenergie demonstriert werden.

Literaturangaben

Gamson, W.A./Modigliani, A., 1989: Media Discourse and Public Opinion on Nuclear Power: A Constructionist Approach, in: American Journal of Sociology, Vol.95, No.1: 1-37