230411 Ein Held ist ein Held ist ein Held – Der Alexanderroman des Pfaffen Lambrecht (S) (WiSe 2009/2010)

Alexander der Große ist nicht nur ein Fall für Historiker – seit der Antike ist der Makedonenkönig auch eine Figur der Weltliteratur, deren Lebensgeschichte unter verschiedenen Akzentuierungen immer wieder neu erzählt wird. Auch im deutschen Mittelalter erfreuten sich die Berichte über das Leben und Wirken des Welteroberers großer Beliebtheit – was sich an einer ganzen Reihe von Alexanderdichtungen zeigt, von denen der Alexanderroman des Pfaffen Lambrecht die älteste ist.

Im Seminar sollen ausgewählte Stellen des Vorauer bzw. des Straßburger Alexander gelesen und analysiert werden. Von Interesse ist hierbei, wie der Autor mittelalterliche Herrscherqualitäten und Wertevorstellungen auf die historische Figur – immerhin einen heidnischen König – projiziert bzw. Alexanders Handeln bewertet. Welches Heldenbild wird hier evoziert und wie unterscheidet es sich – wenn überhaupt – von ‚modernen’ Helden?

Neben diesen inhaltlichen Fragen sollen die unterschiedlichen Fassungen auf ihre Erzählstrukturen untersucht werden. Welchen Einfluss haben die zahlreichen lateinischen, griechischen und französischen Alexanderdichtungen auf den Vorauer und den Straßburger Alexander genommen? Wo sieht sich der Erzähler in dieser Tradition und wo lehnt er sie ab um dem Rezipienten eine ‚eigene’ Geschichte präsentieren?

Um diese und andere Fragen im Seminar zu diskutieren und den Text zu analysieren, ist eine Vorablektüre empfohlen.

Literaturangaben

Pfaffe Lambrecht: Alexanderroman: Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Elisabeth Lienert. Stuttgart: Reclam 2007.