000029 Dialektische Theologie als theozentrisches Paradigma. Eine Einführung in Barths Theologie (V) (SoSe 2004)

Man tut Karl Barth kein Unrecht, sondern ehrt sein theologisches Lebenswerk, wenn man ihn als Begründer und massgeblichen Vertreter eines theozentrischen Paradigmas evangelischer Theologie im 20. Jahrhundert bezeichnet.
Auftakt dazu war sein Umdenken, das sich erstmals in seinem während dem 1. Weltkrieg konzipierten und publizierten Kommentar zum "Römerbrief" niederschlug. Die Abkehr vom anthropozentrischen Paradigma im Sinn Friedrich Schleiermachers und der liberalen Theologie des 19. Jahrhunderts kommt darin expressionistisch scharf zum Ausdruck. Für diese Frühphase der BarthŽschen Theologie wurde später der längst klassisch gewordene Ausdruck "Dialektische Theologie" gefunden, die zur Basis einer theologischen Entwicklung mit Wirkungen über das ganze 20. Jahrhundert und bis heute wurde.
Sich damit zu beschäftigen, bedeutet, historische Wurzeln heutiger Theologie nochmals zu berühren.
Die Vorlesung bietet somit eine Einführung in Barths frühe Theologie als hermeneutischen Schlüssel zu seiner späteren "Kirchlichen Dogmatik", die als konsequente Theozentrik in eine dezidierte Christozentrik mündet.
Die Vorlesung setzt keine theologiegeschichtlichen Vorkenntnisse voraus.
Passende Literatur wird fortlaufend angegeben.
Es empfiehlt sich jedoch, das Werk "Römerbrief" in der zweiten Ausgabe von 1922 zur Hand zu haben, um es parallel zur Lehrveranstaltung ev. im Rahmen eines Tutoriums über das ganze Semester zu lesen.

Die Vorlesung kann aber auch als passende Ergänzung und Weiterleitung zur Einführung in die Theologie des 19. Jahrhunderts (WS 2003/04) gehört werden.

Ziel der Vorlesung ist ein Verständnis für die Grundstrukturen theologischen Denkens im 20. Jahrhundert.
Methode der Vorlesung ist die immanente Mitverfolgung und Kommentierung der grundstürzenden Gedanken Barths, um abschließend zu einer kritischen Gesamteinschätzung des "Kirchenvaters des 20. Jahrhunderts" zu gelangen.

Literaturangaben

Karl Barth, Der Römerbrief, 1922