300056 Geschlecht und Organisation (Ü) (SoSe 2004)

In traditionellen Vorstellungen werden Organisationen als formale und zweckgerichtete Gebilde betrachtet, die unabhängig von Geschlecht funktionieren. Diese Annahmen werden von der feministischen Organisationssoziologie grundlegend in Frage gestellt. Bereits seit den 70er Jahren wesen feministische Forschungen darauf hin, dass Organisationen keineswegs geschlechtsneutral sind. Vielmehr wird "Geschlecht" auch über strukturelle und kulturelle Prozesse in Organisationen hergestellt. In den letzten Jahren sind in der Frauen- und Geschlechterforschung eine Reihe von konzeptionellen Arbeiten darüber entstanden, wie "Geschlecht" in Organisationen (re)produziert wird.

Im ersten Teil des Seminars wird in die neuere Konzeptionen im Themenfeld "Geschlecht und Organisation" vorgestellt. Folgende Fragen stehen im Zentrum: Sind alle Organisationsprozesse a priori vergeschlechtlicht oder ist es denkbar, dass Organisationen auch ohne einen grundlegenden Bezug auf Geschlecht funktionieren? Im zweiten Teil des Seminars werden die theoretischen Einsichten anhand empirischer Forschungsarbeiten (Polizei, Militär, etc.) konkretisiert.

Literaturangaben

Ellen Kuhlmann/Edelgart Kutzner/Ursula Müller/Birgit Riegraf/Sylvia Wilz (2001): Organisationen und Professionen als Produktionsstätten der Geschlechter( a)symmetrie, in: Bettina Fritzsche/Claudia Nagode/Eva Schäfer (Hg.): Geschlechterverhältnisse im sozialen Wandel, Reihe Geschlecht und Gesellschaft, Opladen

Müller, Ursula (1999): Geschlecht und Organisation: Traditionsreiche Debatten ? aktuelle Tendenzen, in: Nickel, Hildegard (Hg): Transformation ? Unternehmensorganisation ? Geschlechterforschung, Opladen

Riegraf, Birgit (1996): Geschlecht und Mikropolitik, Opladen

Wilz, Sylvia (2002): Organisation und Geschlecht, Opladen