Diese Veranstaltung soll eine gezielte Einführung in die Verfahren und Methoden der Lyrikanalyse und Gedichtinterpretation bieten. Um einen möglichst großen Überblick über die Vielfalt lyrischen Sprechens und der mit dieser Gattung verbundenen Bildlichkeit zu geben, sollen vor allem Texte (Gedichte und Lyriktheorien bzw. poetologische Texte) aus der sogenannten klassischen Moderne unter die Lupe genommen werden, vor allem aus den Strömungen des Ästhetizismus, Symbolismus, Expressionismus und Dadaismus.
Trotz aller Heterogenität und des ästhetischen Pluralismus der mitunter auch synchron auftretenden literarischen Bewegungen und Programme, werden diese durch ähnliche kunsttheoretische Anliegen, soziale Ursachen bzw. Hintergründe und auch Bildverfahren sowie durch Umbesetzungen traditioneller Form-/Inhalt-Korrespondenzen miteinander verbunden. So werden die Fragen zu klären sein, inwieweit Grundthemen wie Krieg, Großstadt, Sprachzerfall und Wahrnehmungsverschiebung sich über die verschiedenen –ismen der Literaturgeschichte ausbreiten. Die genannten Komplexe bieten den Autoren auch ein ungeheures Ausdruckspotential, um die Grenzen des lyrischen Sprechens auszuloten: Verzweiflung, Tod, Angst, Zerstörung, Verlust, Sehnsucht, Schönheit, Ästhetik des Hässlichen, Harmonie und Dissonanz, klanglich-lautliche Experimente, Bruch mit herkömmlichen Versformen etc.
All das transportiert die durch Industrialisierung, Großstadt, Technik, Massengesellschaft und Krieg neu zu machenden und oft das Subjekt irritierenden Erfahrungen. Deren Auswirkungen auf lyrische Techniken wie Metrik, Rhythmus und Reimschemata werden dabei entsprechend berücksichtigt werden. In einem Überblick könnte sich daher in gezielter Textarbeit mit Gedichten von Gottfried Benn, Rudolf Borchardt, Stefan George, Georg Heym, Else Lasker-Schüler, Ernst Stadler, August Stramm, Georg Trakl, Jakob van Hoddis, Hugo von Hofmannsthal, Alfred Wolfenstein, Erich Kästner, Rainer Maria Rilke, Konrad Weiß, Hans Arp, Hugo Ball, Kurt Schwitters, Bertolt Brecht, Charles Baudelaire, Émile Verhaeren, Guillaume Apollinaire, T.S. Eliot, Siegfried Sassoon und William Butler Yeats auseinandergesetzt werden. (Eine genauere Eingrenzung hängt auch ein wenig von den Interessen der Studierenden ab.) Ebenso sollen – anhand der bevorzugten Strömungen des Symbolismus und des Expressionismus – auch einige Beispiele aus der bildenden Kunst (Meryon, Rops, Kandinsky, Dix, Meidner etc.) mit in das Seminar integriert werden.
Eine der gängigen Einführungen in die Gedichtanalyse (Burdorf, Lamping, Müller etc.) sollte von allen Studierenden angeschafft werden, da diese während des gesamten Studiums benutzt werden kann. Die Gedichte und poetologischen Texte selbst werden als Kopien (Reader) bzw. im Stud-IP zur Verfügung gestellt. Dennoch wird der Kauf eine Lyrik-Anthologie der Moderne für die eigene Hand-Bibliothek und für die vorbereitende Lektüre von Gedichten in der vorlesungsfreien Zeit empfohlen. Ein provisorischer Seminarplan und einige lyrische Texte für die "Einstiegssitzung" werden gegen Ende des Wintersemesters per Rundmail versendet.
1) Besuch einer "Einführung in die Germanistische Literaturwissenschaft"
2) Interesse an intensiver Text- und Interpretationsarbeit
1) Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse, Stuttgart/Weimar 1997, zweite Auflage.
2) Brigitta Coenen-Mennemeier: Dichter und Gedichte. Zur Poetologie des französischen Symbolismus, Baden-Baden 2007.
3) Christoph Eykman: Die Funktion des Häßlichen in der Lyrik Georg Heyms, Georg Trakls und Gottfried Benns, Bonn 1969.
4) Hugo Friedrich: Die Struktur der modernen Lyrik: Von der Mitte des neunzehnten bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, Reinbek bei Hamburg 1985.
5) Klaus W. Hempfer: Lyrik. Skizze einer systematischen Theorie, Stuttgart 2014.
6) Olaf Hildebrand (Hg.): Poetologische Lyrik von Klopstock bis Grünbein: Gedichte und Interpretationen, Köln 2003.
7) Paul Hoffmann: Symbolismus, München 1987.
8) Franz-Josef Holznagel: Geschichte der deutschen Lyrik, Stuttgart 2004.
9) Renate Homann: Theorie der Lyrik. Heautonome Autopoiesis als Paradigma der Moderne, Frankfurt am Main 1999.
10) Wolfgang Iser (Hg.): Immanente Ästhetik: Ästhetische Reflexion. Lyrik als Paradigma der Moderne. Poetik und Hermeneutik II, München 1966.
11) Gerhard Kaiser: Geschichte der deutschen Lyrik von Heine bis zur Gegenwart, Frankfurt am Main 1991.
12) Wolfgang Kayser: Kleine deutsche Versschule, Tübingen 1995, 25. Auflage.
13) Manfred Koch: „Mnemotechnik des Schönen“. Studien zur poetischen Erinnerung in Romantik und Symbolismus, Tübingen 1988.
14) Dieter Lamping: Moderne Lyrik, Göttingen 2008.
15) Oliver Müller: Einführung in die Lyrik-Analyse, Darmstadt 2011.
16) Ludwig Völker (Hg.): Lyriktheorie. Texte vom Barock bis zur Gegenwart, Stuttgart 1990.
17) Dirk von Petersdorff: Fliehkräfte der Moderne. Zur Ich-Konstitution in der Lyrik des frühen 20. Jahrhunderts, Berlin/New York 2005.
18) Torsten Voß: Die Distanz der Kunst und die Kälte der Formen, München 2007.
19) Eva Müller-Zettelmann: Lyrik und Metalyrik. Theorie einer Gattung und ihrer Selbstbespiegelung anhand von Beispielen aus der englisch- und deutschsprachigen Dichtkunst, Heidelberg 1999.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mi | 16-18 | H8 | 07.04.-17.07.2015 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-GER-PLit1_ver1 Systematische Aspekte der Literaturwissenschaft | Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Veranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
23-LIT-LitBM1 Basismodul 1: Literatur- und Kulturgeschichte | Angeleitetes Selbststudium | Studieninformation | |
Literatur im kulturellen Kontext | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
23-LIT-LitP4 Kulturwissenschaft (Kulturtheorie) | Grundfragen der Kulturtheorie: Modelle, Geschichte, Probleme | Studienleistung
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Studieninformation |
Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft: Theorie und Praxis | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2S | 2/5 | ||||
Germanistik (GHR) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2S | 2/5 | ||||
Literaturwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaLitBM1; BaLitP4 |
Die Bescheinigung einer aktiven Teilnahme setzt nicht nur die regelmäßige Beteiligung am Seminargespräch, sondern auch die Übernahme eines Referats (kurze Vorstellung einer Gedichtinterpretation plus Moderation der sich daraus ergebenden Diskussion) voraus. Die benotete Prüfungsleistung wird über eine schriftliche Hausarbeit (ca. zwölf Seiten) erbracht.