Gesellschaftlich ist der Wunsch nach einer flexibleren Anpassung des Arbeitslebens an die familiale Situation mit der Zunahme von Zweiverdiener-Haushalten in Deutschland stark gestiegen und spiegelt sich auch in arbeitsmarktpolitischen Entwicklungen, wie bspw. der Einführung der Brückenteilzeit, wider. Auch Gewerkschaften greifen den Wunsch der Beschäftigten nach mehr Flexibilität und Selbstbestimmung in der Arbeitszeitgestaltung zunehmend auf. So haben mehrere Gewerkschaften in vergangenen Tarifverhandlungen Regelungen durchgesetzt, die den Arbeitnehmer*innen mehr individuelle Mitbestimmung in der Gestaltung ihrer Arbeitszeit einräumen, indem sie jährlich die Wahl zwischen „Zeit und Geld“ treffen können. Das heißt Arbeitnehmer*innen wurde die Möglichkeit eingeräumt, jährlich neu zwischen einer Entgelterhöhung oder einer Arbeitszeitverkürzung bzw. zusätzlichen freien Tagen – je nach Ausgestaltung im Tarifvertrag – zu wählen. Dies bietet neue Chancen Arbeitszeit selbstbestimmt an familiäre Lebensphasen und private Lebensumstände anzupassen. Unklar ist bislang jedoch, wer sich wann und aus welchen Gründen für mehr Zeit anstelle von mehr Geld entscheidet und ob sich bisherige soziale Strukturierungen von Arbeitszeitanpassungen, wie beispielsweise nach Geschlecht, Beruf, sozioökonomischen Status oder Lebensphase, finden.
Ziel der zweisemestrigen Lehrforschung ist es, der Frage nach der sozialen Strukturierung der gewerkschaftlich institutionalisierten Wahloption von Zeit oder Geld nachzugehen. Wer entscheidet sich für mehr Zeit statt Geld und aus welchen Gründen? Im ersten Teil der Lehrforschung wird die Ausgestaltung der Wahloption durch die verschiedenen Gewerkschaften in den Blick genommen, sowohl auf Basis von ersten Veröffentlichungen und Dokumenten der Gewerkschaften als auch durch Vorträge von Expert*innen. Des Weiteren werden Theorien und Ergebnisse zu sozialen Strukturierungen bereits länger etablierter Arbeitszeitanpassungen, wie die Teilzeit, aufbereitet und auf die gewerkschaftlich institutionalisierte Wahloption von Zeit oder Geld angewendet. Des Weiteren wird eine eigene Datenerhebung vorbereitet, die dann im zweiten Teil der Lehrforschung umgesetzt und ausgewertet wird. Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit der Wahloption bildet die empirische Praxis einen wesentlichen Teil der Lehrforschung. In Vorbereitung auf die Datenerhebung beschäftigen wir uns daher auch mit Fragen der Fragebogengestaltung und Operationalisierung.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 14-16 | VHF.01.210 | 09.04.-16.07.2024 |
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M7_LF1 Lehrforschung in Sozialstruktur und sozialer Ungleichheit | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: