300011 Alterssicherung im internationalen Vergleich (Ü) (SoSe 2006)

Inhalt, Kommentar

Das Alter als wirtschaftliches Risiko wird seit der Industrialisierung kollektiv anerkannt und durch das institutionelle
Arrangement des Wohlfahrtsstaats bearbeitet. Heutzutage machen die Ausgaben der Alterssicherung einen erheblichen,
wenn nicht den größten Anteil der gesamten Sozialleistungen in allen entwickelten Wohlfahrtsstaaten aus. Die Bedeutung der kollektiven Alterssicherung erscheint vor dem Hintergrund der demographischen Alterung sogar noch größer, doch ihre Bestands- und Anpassungsfähigkeiten werden zunehmend in Frage gestellt. Bemerkenwert ist dabei, wie unterschiedliche Typen der entwickelten Wohlfahrtsstaaten mit den Herausforderungen umgehen und diverse Rentenreformen einleiten.

Die Übung versucht einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Alterssicherung in Europa zu vermitteln. Sie behandelt die Institutionen der Alterssicherung sowie deren Reformenlinien in Europa, wobei die deutschen Erfahrungen als Grundlage im Vordergrund stehen. Im ersten Teil wird zunächst über die Gestaltungsprinzipien und Systemlogiken der Alterssicherungssysteme diskutiert. Als Einstieg in die Ländervergleiche kommt im zweiten Teil die deutsche Rentenversicherung in Betracht, die mit 3 Sitzungen genauer betrachtet wird. Danach wird die Aufmerksamkeit auf die Rentenreformen in Schweden und Großbritannien gelenkt, um sich mit den Tendenzen von Nachbarländern vertraut zu machen. Auch die aktuellen Entwicklungspfade der europäischen Alterssicherungssysteme sowie die Regulierung der Europäischen Union rücken ins Blickfeld. Der abschließende Teil stellt eine Einschätzung
der Ergebnisse der ersten und zweiten Teile dar, die in die Diskussion über den Umbau des Sozialstaats eingebettet wird.

Bitte beachten Sie: Referatsthemen können bereits ab Mitte März 2006 vergeben werden. Bitte besprechen Sie mit dem Veranstalter.

Ausführlicher Seminarplan

03.04.06 Vorbesprechung und Vorstellung der Übung

10.04.06 Einführung: Rentenreformen im Kontext vielfältiger Herausforderungen

17.04.06 Feiertag

Public-Private-Mix in der Alterssicherung

24.04.06 Grundtypen der Alterssicherungssysteme
Literatur ** D. Döring 2002: Die Zukunft der Alterssicherung. Frankfurt/M: Suhrkamp Verlag. S. 17-37.

  • W. Schmähl 1998: Das Gesamtsystem der Alterssicherung. In: J. Cramer u.a. (Hg.), Handbuch zur Altersversorgung. Frankfurt am Main: Fritz Knapp Verlag. S. 59-83.

01.05.06 Feiertag

08.05.06 Umlageverfahren vs. Kapitaldeckungsverfahren
Literatur ** H. Ganßmann 2000: Die Rentenversicherung, in: ders. Politische Ökonomie des Sozialstaats. Münster: Westfällisches Dampfboot. S. 132-147.

  • S. Fasshauer 2001: Grundfragen der Finanzierung der Alterssicherung: Umlagenverfahren vs. Kapitaldeckungsverfahren. In: Deutsche Rentenversicherung 56 (10/11):S. 631-645.
  • P. Manow 2000: Kapitaldeckung oder Umlage: Zur Geschichte einer anhaltenden Debatte. In: S. Fisch/U. Haerendel (Hg.), Geschichte und Gegenwart der Rentenversicherung in Deutschland. Berlin: Duncker & Humblot. S. 145-168.

Geschichte und Prinzipien der deutschen Rentenversicherung

15.05.06 Aufbau und Expansion der deutschen Rentenversicherung
Literatur ** F. Nullmeier/F. Rüb 1993: Die Transformation der Sozialpolitik. Frankfurt/New York: Campus Verlag. S. 93-115.

  • H. G. Hockerts 1985: Sicherung im Alter. Kontinuität und Wandel der gesetzlichen Rentenversicherung 1889-1979. In: W. Conze/R. Lepsius (Hg.), Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart : Klett-Cotta. S. 296-323.
  • C. Hermann 1988: Die Rentenreform 1972 ¿ Bilanz und Perspektive nach 15 Jahren. In: Deutsche Rentenversicherung 43 (1/2):1-21..

22.05.06 Von der Rentenreform 1992 zur Riester-Reform 2001
Literatur ** D. Döring 2002: Die deutsche Alterssicherungsreform 2001. In ders.: Die Zukunft der Alterssicherung. Frankfurt/M: Suhrkamp. S. 100-121.

  • S. Dünn/S. Fasshauer 2003: Ein Jahr Riesterrente ¿ eine Übersicht aus Sicht der gesetzlichen Rentenversicherung. In: Deutsche Rentenversicherung 58 (1/2):1-12.
  • M. Stolleis 1989: Die Rentenreform 1992 ¿ Bilanz einer 40jährigen Rentenpolitik. In: Deutsche Rentenversicherung 44 (6/7): 333-343.

29.05.06 (Kleine) Rentenreform 2004: Der Staat und die private Altersvorsorge
Literatur ** A. Reimann 2004: Das RV-Nachhaltigkeitsgesetz ¿ Gesamtwirkungen und Bewertung. In: Deutsche Rentenversicherung 59 (6/7): 318-332.

  • F. Nullmeier 2001: Sozialpolitik als marktregulative Politik. In: Zeitschrift für Sozialreform 47 (6): 645-668.
  • T. Bulmahn 2003: Zur Entwicklung der privaten Altersvorsorge in Deutschland. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 55 (1):29-54.

05.06.06 Feiertag

Alterssicherungssysteme im internationalen Vergleich

12.06.06 Institutionen und Reformen des schwedischen Alterssicherungssystems
Literatur ** P. Öetzner/O. Tippelmann 2003: Die Reform der Alterssicherung in Schweden ¿ Finanzielle Nachhaltigkeit zu groß geschrieben? In: Deutsche Rentenversicherung 58 (8):501-515.

  • J. Turner 2004: Individuelle Konten: Lehren aus der schwedischen Erfahrung. In: Internationale Revue für soziale Sicherheit 57 (1):85-109.
  • K. M. Anderson 2005: Pension Reform in Sweden: Radical Reform in a Mature Pension System. In: G. Bonoli/T. Shinkawa (Hg.), Ageing and Pension Reform Around the World. Cheltenham: Edward Elgar. S. 94-115.

19.06.06 Institutionen und Reformen des britischen Alterssicherungssystems
Literatur **. C. Marschallek 2005: Weniger (Wohlfahrts-)Staat? Britische Alterssicherungspolitik im Wandel. In: Zeitschrift für Sozialreform 51 (4):416-447.

  • U. Davy 2005: Systeme der nicht-staatlichen Alterssicherung in Großbritannien. In: M. Schlachter u.a. (Hg.), Funktion und rechtliche Ausgestaltung zusätzlicher Alterssicherung. Baden: Nomos. S. 35-65.
  • J. Hills 2004: Heading for Retirement? National Insurance, State Pensions, and the Future of the Contributory Principle in the UK. In: Journal of Social Policy 33 (3):347-371.

26.06.06 Reformen und Entwicklungspfade im internationalen Vergleich
Literatur ** K. Hinrichs 2000: Rentenreformpolitiken in OECD-Ländern. Die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich. In: Deutsche Rentenversicherung 55 (3/4):188-209.

  • J. Kohl 2001: Die deutsche Rentenreform im europäischen Kontext. In: Zeitschrift für Sozialreform 47 (6):619-644.
  • G. Bonoli 2003: Two Worlds of Pension Reform in Western Europe. In: Comparative Politics 35 (4):399-416.

03.07.06 Angleichung der Alterssicherungssysteme durch die EU?
Literatur ** M. Eckardt 2004: ¿Europäisierung¿ der Sozialpolitik am Beispiel der Alterssicherung. In: S. Frech/J. Schmid (Hg.), Sozialstaat: Reform, Umbau, Abbau? Schwalbach: Wochenschau Verlag. S. 135-156.

  • B. Schulte 2005: Die ¿offene Methode der Koodinierung¿ als politische Strategie in der europäischen Sozialpolitik. In: Sozialer Fortschritt 54(5/6):105-113.
  • W. Schmähl 2005: Nationale Rentenreformen und die Europäische Union ¿ Entwicklungslinien und Einflusskanäle. ZeS Arbeitspapier 03/2005. Universität Bremen.

10.07.06 Zukunft der Alterssicherung: Privatisierung als Ausweg?

Übungsablauf:
Alle TeilnehmerInnen sollen vor der jeweiligen Sitzung die Pflichtlektüre (mit ** gekennzeichnete Texte) gelesen haben. Der überwiegende Teil der im Übungsplan angegebenen Literatur ist im Semesterapparat aufgestellt. Die zu diskutierenden Texte liegen kopierbereit in einem Ordner, der ebenfalls im Semesterapparat steht. Bitte die Textvorlagen nach dem Kopieren wieder in den Ordner zurücklegen!

Generelle Bedingungen für den Erwerb eines Leistungsnachweises:
1. Ein Referat* zu einem Sitzungsthema (ca. 20 Min). Das Referat soll neben der Zentralliteratur auch weiterführende Literatur (Absprache mit dem Veranstalter) einbeziehen, um sich mit dem Thema näher auseinander zu setzen. Ein Thesenpapier soll auf dieser Basis an alle TeilnehmerInnen verteilt werden. Die Darstellung mit Folien wird sehr empfohlen.
2. Eine Hausarbeit** (Abgabe bis spätestens 30.09.06). Die Hausarbeit sollte keine bloße Wiedergabe des Referats sein, vielmehr sollte sie sich kritisch mit dem Referatsthema auseinandersetzen und tiefer auf bestimmte Fragestellungen eingehen. Die Suche nach weiterer einschlägiger Literatur wird selbstverständlich unterstützt. Für die Gliederung des Referats und der Hausarbeit ist eine vorherige Absprache mit dem Veranstalter erforderlich.
3. Daneben ist ein Regelmäßiger Besuch der Sitzungen sowie die Beteiligung an der Diskussion (d.h. vorheriges Lesen und Reflektieren der mit ** gekennzeichneten Texte) Pflicht.

  • ) Jedes Sitzungsthema kann höchstens von 2 Personen referiert werden. Gesamtlänge proportional der Gruppengröße.
**) Diplom: ca. 15 S. (6000 Wörter); Lehramtsstudierende im Hauptstudium: 12 Seiten (qualifizierter Studiennachweis) bzw. 20 Seiten (Leistungsnachweis); B.A. Politikwissenschaft: 15 S. (Hausarbeit ohne Referat); B.A. Sozialwissenschaften: 12 S. (5000 Wörter); Für alle Nebenfächer: ca. 12 S. (5000 Wörter).

Erwerb eines Teilnahmescheins (Diplom):
1. Regelmäßiger Besuch sowie Lesen der Pflichtlektüre zu jeder Sitzung.
2. evtl. ein Referat je nach Nachfrage (in diesem Fall ist Punkt 3 nicht erforderlich).
3. Abgabe eines ca. 2-seitigen Papiers zu drei beliebig ausgewählten Sitzungen, das die Pflichtlektüre der Sitzung zusammenfasst und kurz diskutiert.

Leistungsnachweis für TeilnehmerInnen von Europa-Intensiv und Frauenstudien
1. Regelmäßiger Besuch sowie Lesen der Pflichtlektüre zu jeder Sitzung.
2. evtl. ein Referat je nach Nachfrage (in diesem Fall ist Punkt 3 nicht erforderlich).
3. Abgabe eines ca. 2-seitigen Papiers zu drei beliebig ausgewählten Sitzungen, das die Pflichtlektüre der Sitzung zusammenfasst und kurz diskutiert.

Gruppenarbeiten sind möglich und oft produktiv. Die individuellen Anteile müssen ausgewiesen sein und werden getrennt benotet. Gesamtlänge proportional der Gruppengröße.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Diese Übung ist als Vertiefungsveranstaltung konzipiert. Von den TeilnehmerInnen des Seminars werden daher die Grundkenntnisse über die Sozialpolitik in Deutschland (Besuch einschlägiger Einführungsseminare) erwartet. Da dieses Seminar starken Bezug auf den europäischen Vergleich nimmt, wird auch die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der englischsprachigen Literatur ermutigt, wobei verfügbarer deutschsprachiger Literatur Vorzug gegeben wird.

Literaturangaben

Döring, D. (2002). Die Zukunft der Alterssicherung. Frankfurt/M: Suhrkamp.
Verband der Deutschen Rentenversicherungsträger (Hg.) (2003). Rentenversicherung im internationalen Vergleich. Frankfurt/M.
Bonoli, G. / Shinkawa, T. (Hg.) (2005). Ageing and Pension Reform Around the World: Evidence from Eleven Countries. Cheltenham: Edward Elgar.
Rein, M. / Schmähl, W. (Hg.) (2004). Rethinking the Welfare State: The Political Economy of Pension Reform. Cheltenham: Edward Elgar.

Weitere Seminarliteratur wird im Seminarplan genau angegeben.

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

Rhythmus Tag Uhrzeit Format / Ort Zeitraum  

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Fachzuordnungen

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Frauenstudien (Einschreibung bis SoSe 2015)    
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom (Einschreibung bis SoSe 2008) G.S.4 Wahlpflicht GS
Politikwissenschaft / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2009) 2.2a    
Sozialwissenschaften / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2008) KF: Modul 5 Wahlpflicht 3. 4. 2 bei Einzelleistung 5 cp  
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2008) Modul 5a Wahlpflicht 2. 2 bei Einzelleistung 5 cp  
Sozialwissenschaften GymGe Fortsetzung BA-Nebenfach / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2008) Modul 5a Wahlpflicht 1. 2. 2 bei Einzelleistung 5 cp  
Soziologie Nebenfach 1.5.8 Wahlpflicht GS
Soziologie / Diplom (Einschreibung bis SoSe 2005) 1.5.8 Wahlpflicht nicht scheinfähig (Teilnahmenachweis gemäß DPO 2002) GS
Studieren ab 50    

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Kein E-Learningangebot vorhanden
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SS2006_300011@ekvv.uni-bielefeld.de
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Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_572743@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
5 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Donnerstag, 16. Februar 2006 
Letzte Änderung Räume:
Donnerstag, 16. Februar 2006 
Art(en) / SWS
Übung (Ü) / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
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