Mit dem begrifflichen Paradox der bestimmten Unbestimmtheit, das bereits Hegels Logik dialektisch verhandelt, wird hier der Zwiespalt umrissen zwischen der offenen Struktur (Eco) von (literarischen, filmischen und anderen) Artefakten einerseits und der funktionalen Lenkung in ihnen andererseits. Es geht darum, auf sehr unterschiedlichen Ebenen Markierungen (cues, Bordwell) zu identifizieren, die bestimmte kognitive und emotionale Reaktionen bewirken – und doch einen Grad an Unbestimmtheit zurücklassen, der die aktive und kreative Mitwirkung der Rezipierten erfordert. Solche Unbestimmtheitsstellen (Ingarden) verlangen nach Konkretionen als mitschöpferischer Leistung, können aber auch im Unbestimmten verbleiben. Die Rezeptionsästhetik nennt diese Momente dann die Leerstellen in einem Text (Iser), wenn sie die Einbildungskraft konkret herausfordern, den Leser oder Betrachter in den Sinnkonstruktionsprozess kombinatorisch einbinden.
Die zentrale These besagt, dass Modernität dann entsteht, wenn hinlänglich Unbestimmtheit zu konstatieren ist, diese aber so deutlich und bestimmt markiert wird, dass eine Dekodierung zumindest möglich scheint. Für die Literatur wird dieses prekäre Wechselspiel um 1900/10 formvollendet austariert (Hofmannsthal, Hauptmann), für den Film rund ein Jahrhundert später, um 2000/10. Es entsteht dann ein infiniter Prozess des unendlichen Reflexionskontinuums auf Rezipientenseite (Emrich), was wiederum als Werturteil fungiert. Je forcierter die letzte Antwort verweigert wird, desto offenkundiger der Konflikt der Interpretationen (Ricœur), umso größer die kognitive (Thompson) und emotionale (Greg Smith) Anforderung an die Imagination.
Aus der Figurenkonstellation und der Andeutung eines Geschehens (Beispiel Die Ratten) folgern wir auf eine Mordtat, die so nie gestanden wurde. Rezipienten erwarten und unterstellen Kohärenz, ein möglicherweise polyphones Sinnganzes. Sie müssen aber auch das Filmgeschehen (oder die Romanhandlung) mit eigenem Wissen und gängigen Narrativen abgleichen und darüber hinaus die Konstruktion einer vollständigen und stimmigen Welt (Diegese) in der Vorstellung leisten.
Experimente wie INLAND EMPIRE (Lynch) überdehnen hingegen die Unbestimmtheit – und führen zu einer Verweigerungshaltung auf Zuschauerseite. Wann wird hier ein kritischer Punkt überschritten? Ändern sich die Parameter durch Schulung der Rezipienten?
Literatur wird über den elektronischen Lernraum und einen UB-Handapparat zur Verfügung gestellt.
In der UB ist zudem ein Medienapparat eingerichtet.
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23-GER-PLit2 Gegenwartsliteratur und Medien | Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
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Veranstaltung 2 | Studienleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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