402009 "Aus Chicago um die Welt: Einführung in die Grounded Theory" (S) (SoSe 2025)

Inhalt, Kommentar

Der amerikanische Sozialwissenschaftler Anselm L. Strauss (1916-1996) ist in Deutschland vor allem durch seine medizinsoziologischen und seine methodologischen Arbeiten zur „Grounded Theory“ bekannt geworden, die die qualitativ-interpretative Sozial- und Gesundheitsforschung stark beeinflusst haben. Anselm L. Strauss ist aus zwei Gründen für das Studium der Gesundheitswissenschaften relevant: Einerseits wurde er in den 1960er Jahren mit seinen empirischen Krankenhausstudien zu Tod und Sterben international als Medizinsoziologe bekannt, die auch in den Gesundheitswissenschaften als klassische Vorreiterstudien des Faches gelten. Zum anderen ist er ein Klassiker der qualitativen Methodenlehre, weil er gemeinsam mit Barney G. Glaser den qualitativen Forschungsstil der Grounded Theory entwickelt hat. Dieser ist noch immer international weit verbreitet und wird auch weiterentwickelt. So hat etwa Strauss’ Schülerin Kathy Charmaz im Abschluss an Strauss die "konstruktivistische Grounded Theory" entwickelt. Die Grounded Theory ist ein Ansatz innerhalb qualitativer Methoden, der auf die Bildung von Theorien über soziale Phänomene abzielt. In seinem Aufsatz „Methodologische Grundlagen der Grounded Theory“ schreibt Strauss: „Soziale Phänomene sind komplex: Also braucht man, um sie zu erfassen, eine komplexe Grounded Theory. Damit ist eine konzeptuell dichte Theorie gemeint, die sehr viele Aspekte der untersuchten Phänomene erklärt.“ Die Grounded Theory ist nach Strauss keine spezifische Methode oder Technik, sondern vielmehr ein Forschungsstil mit charakteristischen Merkmalen, von denen viele Einzug in die qualitativen Methoden gehalten haben (wie das Theoretical Sampling, das kontinuierliche Vergleichen, der Leitgedanke eines wechselseitigen Konstitutionsverhältnisses von Theorie und Methode und die Anwendung eines Kodierparadigmas für die Auswertung qualitativer Daten). Das Seminar ist als sowohl theoretisch als auch praktisch orientierte Einführung in die Grounded Theory konzipiert. Es zielt erstens auf ein Verständnis der Perspektive und Vorgehensweise des Ansatzes der Grounded Theory anhand klassischer Texte ab. Zweitens soll es in einem stärker praktischen Teil des Seminars um die gemeinsame Auswertung qualitativen Materials (Interviewdaten) mithilfe des Kodierparadigmas der Grounded Theory gehen.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Zu den Teilnahmevoraussetzungen gehört die Lektüre der Grundlagentexte.

Literaturangaben

Literatur (Auswahl):

Strauss, Anselm L. (2004): Methodologische Grundlagen der Grounded Theory. In: Strübing, Jörg/Schnettler, Bernt (Hrsg.): Methodologie interpretativer Sozialforschung. Klassische Grundlagentexte. Konstanz: UVK. S. 427-451.

Anselm L. Strauss im Interview mit Heiner Leggewie und Barbara Schervier-Leggewie: „Forschung ist harte Arbeit, es ist immer ein Stück Leiden damit verbunden. Deshalb muss es auf der anderen Seite Spaß machen“. In: Historical Social Research, Supplement, No. 19/2007. S. 69-79.

Glaser, Barney/Strauss, Anselm (1998): Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung.

Charmaz, Kathy (2014): Constructing Grounded Theory. London: Sage.

Equit, Claudia/Hohage, Christoph (2016): Handbuch Grounded Theory. Von der Methodologie zur Forschungspraxis. Weinheim/Basel: Beltz Juventa.

Strübing, Jörg (2014): Grounded Theory. Zur sozialtheoretischen und epistemologischen Fundierung eines pragmatischen Forschungsstils. 3. Aufl. Wiesbaden: Springer.

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40-MPH-9 Ergänzungsmodul Gesundheitswissenschaften Seminar 2 Studienleistung
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Im Seminar können Studienleistungen in Form von qualitativen Auswertungen (sog. Kodiertabellen) in Gruppen erbracht werden.

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Seminar (S) / 2
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Fakultät für Gesundheitswissenschaften
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