Seit der Durchsetzung des cultural turn gehört der Körper zum integralen Bestandteil der Geschichtswissenschaft. In seinem semantischen Repertoire stellt der Körper eine Metapher und eine Repräsentation, eine Projektionsfläche und eine Ressource, ein Symbol und ein Objekt des Wissens, der Gewalt und (Selbst-)Optimierung dar. Durch die Fokussierung auf den individuellen, familiären, gemeinschaftlichen oder staatlichen Körper lassen sich sowohl die Prozesse der Subjektivierung, der sozialen Differenzierung und Hierarchisierung der Geschlechter als auch die Staats- und Nationenbildung rekonstruieren. An der Schnittstelle von Kultur- und Politik-, Rechts- und Religions-, Medizin- und Wissens-, Emotions- und Geschlechtergeschichte wird der Grundkurs den Körper im Wandel der Zeit und des Raumes untersuchen.
Wir werden uns eine breite Palette von epochenübergreifenden Fragen stellen: Welche Bedeutung hat die Entwicklung moderner Medizin für unser Verhältnis zum kranken Körper? Wie verhütete man im Mittelalter und welche Bedeutung hatte das für Liebe und Partnerschaft? Leiden mittelalterliche Heilige an Anorexie oder ist es doch religiöse Begeisterung? Wie haben Sport, Massenmedien, Mode oder Schönheitsindustrie die Körperwahrnehmung verändert und das Alltagsverhalten geprägt? Warum steht der Körper im Zentrum vieler theologischer und ideologischer Diskurse sowie religiöser und säkularer Rituale? In welchen historischen Situationen transformierte sich der Körper zum Medium des Protests und zur treibenden Kraft des historischen Wandels?
Im zweisemestrigen Grundkurs werden grundlegende handwerkliche Fähigkeiten, über die Historiker*Innen verfügen müssen, vermittelt. Um einige Beispiele zu nennen: Wie lese ich einen wissenschaftlichen Text? Wie suche und finde ich Quellen und Literatur zu einem Thema? Wie stelle ich wissenschaftliche Fragen und formuliere Thesen? Wie interpretiere ich Quellen? Wie halte ich einen Vortrag? Wie schreibe ich eine wissenschaftliche Arbeit? Diese Kompetenzen bilden für Studienanfänger*innen die Grundlage für ein erfolgreiches Studium in den Hauptmodulen.
Erwartet wird aktive Mitarbeit und die Bereitschaft, größere Textmengen zu lesen.
Das zweistündige Tutorium ist verpflichtender Bestandteil des Grundkurses.
Es geht um die Fortsetzung des GK "Körpergeschichte/n in der Vormoderne und Moderne" aus dem SoSe 2021. Keine neuen Teilnehmer*innen zugelassen.
Susanne Conze, Gunda Gaus (Hg.), Körper macht Geschichte - Geschichte macht Körper: Körpergeschichte als Sozialgeschichte, Bielefeld 1999.
Roy Porter, History of the Body, in: Peter Burke (Hg.), New Perspectives of Historical Writing, Cambridge 1992, S. 206-232.
Maren Lorenz, Leibhaftige Vergangenheit. Einführung in die Körpergeschichte, Tübingen 2000.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 13.15-15.45 | ONLINE | 11.10.2021-04.02.2022 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-1.2_b_ver1 Grundmodul Mittelalter/ Frühe Neuzeit - Moderne | Grundkurs Mittelalter/Frühe Neuzeit - Moderne | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zum 2. Teil des Grundkurses gehört eine (soweit es die Corona-Lage erlaubt) obligatorische eintägige Exkursion am 7.12.2021 nach Münster
Elemente der Studienleistung, im Sinne kleinerer schriftlicher Arbeiten, werden in der ersten Sitzung besprochen und erläutert