Die Dinge prägen den modernen Alltag – vielfach in ihrer Technizität und Masse. Bereits in den 1960er Jahren weist Hans Linde darauf hin, dass der Anteil der gemachten Dinge sprung-haft gestiegen sei. Der Anthropologe Daniel Miller ist der Auffassung, dass für das Verständ-nis sozialer Beziehungen die Untersuchung von Dingen wichtiger werde als die Untersuchung von Verwandtschaftsbeziehungen. Bruno Latour fordert gar, Dinge und Menschen als gleich-berechtigte Aktanten eines gemeinsamen Netzwerkes anzuerkennen und entsprechend in der soziologischen Analyse zu behandeln.
Einerseits ist ein solcher Vorschlag – Dinge als gleichberechtigte Aktanten – natürlich ein Affront für die Soziologie. Geht es der Soziologie nicht um soziales Handeln (hinter dem, wie wir seit Weber wissen, bekanntlich der Mensch steht)? Oder wenn nicht um Handeln, so doch um sinnhafte Kommunikation (die mit den alteuropäischen Ontologien endgültig Schluss macht)? Andererseits hat die Auseinandersetzung mit Dingen in der Soziologie durchaus eine gewisse Tradition. Bereits Karl Marx oder Georg Simmel widmen den Dingen besondere Aufmerksamkeit. Im Zuge des cultural turn werden auch die Alltagsdinge neu entdeckt. Schließlich bestehen mit der Wissenschafts- und Technikforschung, aber auch der Konsumso-ziologie oder der Architektursoziologie ganze Teildisziplinen, aus denen die Dinge nicht nur nicht wegzudenken, sondern die geradezu auf sie ausgerichtet sind.
Das Seminar behandelt „Die Dinge in der Soziologie“: Im ersten Teil wird anhand soziologi-scher Klassiker diskutiert, in welchen Hinsichten Dinge soziologisch Relevanz gewinnen und wie diese soziologisch behandelt werden können. Es stehen hier unter anderem die Perspekti-ven Marx, Mead und Simmel, aber auch von Bourdieu oder Baudrillard auf dem Programm. Der zweite Teil des Seminars fokussiert auf die Dinge aus der Perspektive der Wissenschafts- und Technikforschung. Was Dinge als technische Dinge soziologisch auszeichnet, wird an-hand spezifischer Ansätze der Wissenschafts- und Technikforschung diskutiert.
Vorkenntnisse: nicht erforderlich
Baudrillard, Jean (1968): Le système des objets (Das System der Dinge). Paris.
Kneer, Georg / Schroer, Markus / Schüttelpelz, Erhard (2008): Bruno Latours Kollek-tive. Frankfurt.
Latour, Bruno (1995): Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie. Berlin.
Marx, Karl (1872/2004): Das Kapital. Erstes Buch, erster Abschnitt, erstes Kapitel: Die Ware. Köln.
Mead, George Herbert (1938): The Philosophy of the Act. Hrsg. Von Charles Morris u.a. Chicago.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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History, Philosophy and Sociology of Science / Master | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Hauptmodul 1 | Wahlpflicht | 2 | zusätzlich 4 LP für eine benotete Einzelleistung, 2 LP für eine unbenotete Einzelleistung | ||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.2 | |||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.4 (DPO02) | Wahl | HS | |||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 3.3; Modul 6.1; Modul 6.2; Modul 6.3 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) |
Aktive Teilnahme: Präsentation einer These
Einzelleistung: Hausarbeit