230406 Forschungskolloquium: Literatur im Spannungsfeld von Ethnographie und Anthropologie (S) (WiSe 2018/2019)

Im Laufe des 19. Jahrhunderts vollzieht sich ein wissenshistorisch signifikanter Wandel vom Wissenssystem einer noch in der (vor-)aufklärerischen Tradition des Naturrechts verankerten Anthropologie hin zu ethnographischen Beschreibungen der sozialen und politischen Organisation von Gemeinschaften sowie ihren kulturellen Ausprägungen und/oder Artikulationen, die sich zunehmend aus dem Kontext der aufklärerischen anthropologischen Reflexion herauslösen. An diesem Ablösungs- oder Umbesetzungsprozess ist auch und gerade die Literatur maßgeblich beteiligt, die sich in unterschiedlichsten Darstellungsformen (Reiseliteratur, politischer Essay e.a.) oder künstlerischen Strömungen (ethnographischer Surrealismus, Avantgarde e.a.) der umfassenden Produktion und Verbreitung ethnographischen Wissens verschreibt.
Das Forschungskolloquium wird sich mit der skizzierten Problematik zum einen im Kontext der Lektüre einschlägiger theoretischer Texte (u.a. von B. Malinowski, F. Boas, C. Lévi-Strauss, C. Geertz e.a.) befassen und zentrale Beschreibungskonzepte der Anthropologie und Ethnographie zur Diskussion stellen; zum anderen sollen die in den paradigmatischen Theorieansätzen eröffneten Untersuchungsperspektiven im konkreten Umgang mit literarischen Texten unterschiedlicher Epochen und Nationalliteraturen auf ihre heuristische Tragfähigkeit befragt werden. Den TeilnehmerInnen soll damit auch die Gelegenheit geboten werden, Texte vorzustellen und inhaltliche oder methodische Fragekomplexe zu diskutieren, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der konkreten Vorbereitung und Präsentation eigener Abschluss- bzw. Forschungsprojekte stehen.
Vorgesehene Arbeitsformen: Sitzungsmoderation

Requirements for participation, required level

I.d.R. abgeschlossenes BA-Studium (Ausnahmen sind möglich).

Bibliography

Die Textauswahl wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben bzw. besprochen.