230116 Erinnerungsfilme - Deutsche Identität und kulturelles Gedächtnis (S) (SoSe 2017)

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Es sind vermehrt narrative Filme, die unsere kognitive und emotionale Verarbeitung von gesellschaftlichen Ereignissen leisten und dadurch zu Medien des Gedächtnisses und der Identitätsstiftung werden können. Fiktionale Bildmedien leisten eine spezifische Form der Aufarbeitung. Die Prägekraft von Spielfilmhandlungen übersteigt den Gehalt der Nachrichten, die mit dem Tagesgeschäft verschwinden, um ein Vielfaches. Wie sehr etwa die amerikanische Film¬industrie in die mentale Bewältigung des Scheiterns einerseits und in die Instrumentalisierung des Siegens andererseits verstrickt ist, gilt als ein Topos der Ideologiekritik bezüglich dieser großen Nation. Im deutschen Film ist das kaum anders, wenn auch vielleicht weniger offensichtlich.
Auch der Erfolg der Gedächtnis- und Erinnerungstheorien oder die Debatten um nationale Selbstverständigung sind nicht allein wissenschaftsgeschichtlich oder gar wissenschaftstheoretisch zu erklären, sondern den besonderen Umständen einer abermals „verspäteten Nation“ (Plessner 1969) geschuldet, die sich erst mit dem Ende des 20. Jahrhunderts, durch den Zusammenbruch der DDR und die Auflösung des Systems der Warschauer-Pakt-Staaten bedingt, fragen musste, wie denn nun das wiedervereinigte Deutschland sich zu definieren habe, was Dreh- und Angelpunkt nationaler Identität sein könne und welche Narrative insbesondere diese Selbstvergewisserung adäquat bebildern sollten.
Diesen Zusammenhang in seiner Vielschichtigkeit zu erfassen, ihn analytisch zu durchdringen und synthetisch als Gesamtschau wieder zusammen zu führen, ist der nicht eben geringe Anspruch unseres Seminars. Da gibt es eine Flut an zum Teil recht ephemeren Fernsehfilmen, die den deutschen Erinnerungsdiskurs wesentlich prägen – ich nenne paradigmatisch hier nur DRESDEN, den Film von Roland Suso Richter, D 2006, der die Fiktionalisierung des Bombardements im Spielfilm betreibt, indem er dokumentarische Aufnahmen nachstellt und mit einer melodramati-schen Handlung verknüpft und entschärft. Andere sind prominenter hervorgetreten, im Kino und bei Preisverleihungen auffällig geworden wie STALINGRAD, DER UNTERGANG, DIE STILLE NACH DEM SCHUSS, DIE UNBERÜHRBARE, DAS LEBEN DER ANDEREN. Alle diese Filme (und ihre Verwandten) sollen in ihrer Funktion als Angebote der Sinnkonstruktion aufgefasst und beschrieben werden – ohne formalästhetische Fragen darüber zu vernachlässigen.
Neben diesen Analysen geht es immer wieder um die Debatten, die über Sinn und Zweck nationaler Identität, gerade in Deutschland, geführt wurden. Wo liegt der Motor der Sinngenerierung, wie lässt sich der Begriff in Abgrenzung zu demjenigen der Nation selbst und zum Nationalismus klären, was wird inkludiert oder exkludiert auf dem Weg zu nationaler Identität? Welche Konfiguration des Anderen und des Fremden begleiten diese Bestimmungen? Wie sind solche Konstruktionen mit dem Phänomen der kollektiven Erinnerung verknüpft, oder, genauer gefasst, dem kollektiven Gedächtnis? Handelt es sich um ein Speicher- oder ein Funktionsgedächtnis? Wie ist überhaupt das dialektische Verhältnis von Erinnern und Vergessen strukturiert? Und welchen Anteil haben daran die Topoi, an denen sich diese Prozesse vollziehen: Vergangenheitserzählungen insbesondere, aber auch Mythen und konkrete, historisch aufgeladene Orte? Wenn man den Film als Gedächtnismedium begreift, muss geklärt sein, auf welche Weise Vergangenheit in „Erinnerungsfilmen“ transformiert wird.

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23-LIT-M-LitINT Intensivierung Aufbaumodul Lehrveranstaltung 1 Study requirement
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23-LIT-M-LitPM3 Profilmodul III: Literatur und Medien Lehrveranstaltung 1 Graded examination
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23-MeWi-HM1 Medien, Sprache und Kultur Lehrveranstaltung I Graded examination
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30-MeWi-HM4 Methoden der Medienforschung Lehrveranstaltung I Graded examination
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