230229 Körperlichkeit und Textualität in der Filmrezeption (V) (WiSe 2014/2015)

Kurzkommentar

MA Medienwissenschaft: Hauptmodul 2: Medientheorien

Inhalt, Kommentar

Textualität wird hier aufgefasst als ein essenziell dynamisches Phänomen, das erst in der Interaktion von textuellem Artefakt und involviertem Zuschauer entsteht. Der Rezipient wird einerseits geleitet, bestimmte Bedeutungsgehalte als sinnbezogene zu erkennen, sinnstiftende Anordnungen als Regularitäten zu durchschauen. Aber er ist andererseits auch emotiv eingebunden und relativ frei in der Aktualisierung dessen, was ihm ein filmischer Text vielleicht mitteilen möchte. Bedeutung wiederum liegt nicht allein im Text, aber seine mögliche Erschließung wird von ihm strukturiert und gelenkt – auch über den Körper des Zuschauers und seine affektiven Möglichkeiten. Bereits Baumgarten (1750–61) definierte Ästhetik als „Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis“. Kant verstand seine Transzendentalphilosophie als Versöhnung zwischen Rationalismus einerseits und Empirismus andererseits. Kognitive Vorgänge und sinnliche Wahrnehmung können nur hinreichend begriffen werden, wenn sie aufeinander bezogen, statt getrennt erforscht werden. In der Affektenlehre des Aristoteles schon werden durch Phobos (Φόβος) und Eleos (Êλέος) heftige körperliche Zuschauerreaktionen an ein rationales dramaturgisches Konzept geknüpft. In wissenschaftlichen Betrachtungen zum Film, aber auch zu literarisch-narrativen Artefakten hingegen gibt es eine merkwürdige Trennung von Körperlichkeit und Textualität in der Rezeptionsforschung und -theorie. Besonders deutlich wird das in der stark zunehmenden Emotionsforschung im literarischen und insbesondere im audiovisuellen Feld. Die leibliche Dimension des Mediums Kino gerät in den Blick, etwa in der Filmphänomenologie, aber in der Regel als Korrektiv und Supplement zu den anderen, vorgeblich zu Unrecht dominanten Forschungsfeldern der Vergangenheit. Zwei Schulen scheinen also unversöhnlich gegeneinander zu stehen: ‚die‘ kognitive und ‚die‘ sensualistische. Der Körper bildet etwa einerseits für den ‚klassischen Poststrukturalisten‘ ein subversives Potenzial aus innerhalb der Identität des Subjekts. Sensitive Wahrnehmung wird anderseits, für den ‚strikten Rationalisten‘, verstanden und diskreditiert als ein Rauschen, das kognitiv nicht erfasst und festgestellt werden kann. Beide Prämissen greifen zu kurz, um die dialektische Verschränkung von Körperlichkeit und Textualität in der Filmrezeption angemessen zu erfassen, den Wechsel und das Zusammenwirken beider Vermögen hinreichend zu beschreiben. Im Vordergrund der Ringvorlesung steht also die Idee, die Positionen miteinander zu verbinden; dies könnte innovativ sein in einem Feld, das nur scheinbar und gemeinhin als gut erforscht gelten kann. Für das Drama hat die Semiotik den Faktor der Performativität in den Vordergrund gerückt sowie die Emergenz von Bedeutung durch die Aufführung selbst. Um eben diese Anteile also – Ereignischarakter, analog zur Performanz, Sensualität und Emotionalität – wäre der Textbegriff zu erweitern, um auch die gewünschten ‚körperlichen‘ Phänomene analysieren zu können. Körperlichkeit und Emotionalität sind gleichwohl als Markierungen im Filmtext verankert, die unsere Betrachtung lenken und Sympathie, Antipathie, Empathie und andere Regungen, Gemütszustände und Emotionen ‚ganz rational‘ steuern.

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Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Literaturwissenschaft / Master (Einschreibung bis SoSe 2012) MaLit5c    
Medienwissenschaft, interdisziplinäre / Master (Einschreibung bis SoSe 2014) Hauptmodul 1; Hauptmodul 5; Hauptmodul 2 Wahlpflicht 4.5  

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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Dienstag, 2. Dezember 2014 
Letzte Änderung Räume:
Dienstag, 2. Dezember 2014 
Art(en) / SWS
V / 3
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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48281449