230367 Das Leben der Anderen: Alteritäts- und Identitätskonstruktionen in aktuellen Filmen über Juden und Deutsche (S) (WiSe 2008/2009)

Während in den letzten Jahren allmählich ein Diskurs über literarische Figurationen des Jüdischen in Gang gekommen ist, ist die Erforschung der Judendarstellung im Film ein Desiderat geblieben. Und dies, obwohl die Filme oft ungleich populärer sind und hier auch derzeit weit häufiger als in der zeitgenössischen Literatur diskussions- und kritikwürdige Entwürfe - Bilder auch im materiellen Sinne - des Jüdischen zu finden sind.

Das Seminar untersucht Narrationen von Judentum, deutsch-jüdischen Beziehungen und Antisemitismus im Kino- und Fernsehfilm der Gegenwart. Hierbei gilt der sprechende Buchtitel Gertrud Kochs: Die Einstellung ist die Einstellung. Welche Bilder entwerfen deutsche Produktionen vom Anderen - und was sagen diese Bilder im Umkehrschluß über die "eigene" Selbstwahrnehmung, die Wünsche und Obsessionen der nichtjüdischen Deutschen, aus?

Das Seminar findet wegen der Filmvorführungen vierstündig statt.

Empfohlene Literatur:

Omer Bartov: The "Jew" in Cinema: From the Golem to Don't Touch My Holocaust: From The "Golem" to "Don't Touch My Holocaust", Bloomington 2005.
Wolfgang Benz: Bilder vom Juden: Studien zum alltäglichen Antisemitismus, München 2001.
Dietmar Pertsch: Jüdische Lebenswelten in Spielfilmen und Fernsehspielen: Filme zur Geschichte der Juden von ihren Anfängen bis zur Emanzipation 1871, Tübingen 1992.
Erika Gregor, Ulrich Gregor (Hrsg.) Jüdische Lebenswelten im Film, Berlin: Freunde der Deutschen Kinemathek 1993.
Gertrud Koch: Die Einstellung ist die Einstellung: Visuelle Konstruktionen des Judentums, Frankfurt am Main 1992.
Klaus-Michael Bogdal et al. (Hrsg.) : Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz, Stuttgart, Weimar 2007.
Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur, Heft 180 (09/2008): Juden.Bilder.
Jörg Schweinitz: Film und Stereotyp: Eine Herausforderung für das Kino und die Filmtheorie. Zur Geschichte eines Diskurses, Berlin 2006.