Die acht Bücher von Aristoteles’ Politika stellen für Althistoriker einen schier unerschöpflichen Schatz dar. Der Autor (384–322 v.Chr.) entwickelt darin ein begrifflich sensibles, empiriegesättigtes und höchst interessantes Modell der griechischen Polis. Er liefert zugleich die erste systematische Abhandlung über den Staat, seine Ver¬fassung und seine ökonomischen Grundlagen. Nach einer Analyse des Begriffs der Herrschaft entfaltet Aristoteles die These, daß der Mensch von Natur aus ein politisches Lebewesen sei. Die staatliche Gemeinschaft wird als eine autarke Einheit verstanden, die das gute Leben ihrer Bürger ermöglichen soll. In Auseinandersetzung mit Platon und der Vielfalt bestehender staatlicher Ordnungen untersucht Aristoteles ein weites Themenspektrum, das von Bürgertugenden und Gesetzen über die Einrichtung, den Wandel und die Erhaltung von Ver-fassungen bis zum Entwurf eines Idealstaates reicht.
Die Politika waren ein intensiv rezipierter Fundamentaltext der europäischen politischen Philosophie seit dem späten Mittelalter. Das aristotelische Konzept von Politik als Kommunikation und Interaktion unter Freien hat bei Hannah Arendt, die Idee der Polis als Gemeinschaft den kommunitaristischen Diskurs erheblich geprägt.
Im Mittelpunkt der Übung steht die Lektüre von ‘möglichst viel Politika’ im griechischen Original. Voraussetzung ist ein (irgendwann einmal erworbenes) Graecum, doch auch wer gerade den Graecum-Kurs besucht ist willkommen
Die Texte werden, wenn gewünscht, in Kopie zur Verfügung gestellt. Ferner sollte eine systematische altgriechische Grammatik zur Hand sein (Kaegi, Ars Graeca, Bornemann-Risch, Typoi u.a.) sowie ein griechisch-deutsches Wörterbuch (Gemoll, Benseler, Menge-Güthling [Langenscheidt]). Eines der gro¬ßen wissenschaftlichen Lexika der griechischen Sprache zu konsultieren wird eher selten erforderlich sein; dennoch sollten Sie sich in der Bibliothek mit dem Greek-English-Lexicon von Liddell, Scott und Jones (LSJ) vertraut machen. Das ältere deutschen Gegenstück, der „Pape“ (Wilhelm Pape, Handwörterbuch der griechischen Sprache. Griechisch-deutsches Handwörterbuch, 2 Bde., 3. Aufl. bearbeitet von M. Sengebusch, 6. Abdruck Braun¬schweig 1914) ist als Teil der „Digitalen Bibliothek“ (Bd. 117) auch auf CD-ROM erhältlich sowie im UB-Kata¬log online zugänglich.
Text: Aristotelis Politica, recogn. W.D. Ross, Oxford Classical Texts 2. Aufl. 1962 u.ö. – Kommentar: Aristoteles, Politik. Übersetzt und erläutert von Eckardt Schütrumpf, 4 Bde. (Aristoteles, Werke in deutscher Übersetzung, Bd. 10.1-4), Berlin 1991/1996/2005 – Einführend: Peter Spahn, Aristoteles, in: Iring Fetscher, Herfried Münkler (Hgg.), Pipers Handbuch der politischen Ideen, Bd. 1: Frühe Hochkulturen und europäische Antike, München 1988, 397-437; Otfried Höffe (Hg.), Aristoteles, Politik (Klassiker auslegen), Berlin 2001.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Modul 2.1 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig Methodikübung Sprache | |
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Modul 2.1 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig Methodikübung Sprache | ||
Latein: Die römische Literatur, Kultur und Gesellschaft im europäischen Kontext / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | MaLat6 | 2/3 |
Für einen Schein im Modul 2.1 ist eine Klausur zu bestehen; für einen Übungsschein im Haupt¬modul 3.1 ist ein klei¬ner Beitrag zu liefern.