Nationalsozialistische Verfolgung, Flucht, Shoah, Exil und Remigration stehen im Zentrum europäisch-jüdischer Erfahrung im 20. Jahrhundert. Das Masterseminar, das sich speziell an fortgeschrittene Studierende der Literatur- und Geschichtswissenschaften sowie Gender Studies richtet, behandelt anhand ausgewählter deutschsprachiger jüdischer Autor:innen unterschiedliche autobiographische Bearbeitungen und Gattungen (autobiographischer Roman, autobiographischer Essay, Autobiographie/Memoir) solcher Erfahrungen. Im Zentrum stehen Leben und Schreiben dreier bedeutender jüdischer Intellektueller der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die in Wien geboren wurden: der Schriftsteller, Widerstandskämpfer und Auschwitz-Überlebende Jean Améry (1912-1978), die feministische Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Ruth Klüger (1931-2020) sowie die feministische Historikerin, Schriftstellerin und Aktivistin Gerda Lerner (1920-2013).
Im Seminar, das als Lektürewerkstatt konzipiert ist und die intensive Lesebereitschaft intellektuell anspruchsvoller und emotional herausfordernder Texte voraussetzt, setzen wir uns zunächst mit dem in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder kritisch diskutierten Begriff der Erfahrung auseinander und reflektieren Auto/Biographie zwischen Gattungsbegriff, Methode und Theorie. Anschließend machen wir uns an das Close Reading ausgewählter Essays aus Jean Amérys Essaysammlung Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten (1966). Diese Leseerfahrung kontrastieren wir anschließend mit ausgewählten Essays aus Gerda Lerners Why history matters. Life and thought (1997) [Deutsch: Zukunft braucht Vergangenheit. Warum Geschichte uns angeht (2002)]. Im nächsten Schritt analysieren wir unterschiedliche Erzählweisen und Beschreibungsversuche der Shoah zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Memoir und Holocaustliteratur anhand von Gerda Lerners A Death of One’s Own (1978) [Deutsch: Ein eigener Tod. Der Schlüssel zum Leben (1979)] und Ruth Klügers Weiter Leben. Eine Jugend (1992). Abschließend fragen wir, wie die jeweiligen autobiographischen Schreibformen jüdische Erfahrung unterschiedlich konturieren und überlegen, was sich ihnen über die Spezifik jüdischer Erfahrung in der ersten wie zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entnehmen lässt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschlechterforschung in der Lehre |
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: