Termin - Vortrag
25.04.2023 - Prof. Dr. Rahel Jaeggi
16.05.2023 - Prof. Dr. Serhat Karakayali
24.05.2023 - Prof. Dr. Stephan Lessenich
22.06.2023 - Prof. Dr. María do Mar Castro Varela
11.07.2023 - Prof. Dr. Daniel Houben
Die Rede von 'gesellschaftlichem Zusammenhalt' hat Charme. Mit ihr werden harmonistische Vorstellungen des sozialen Miteinanders kommuniziert, die geteilte Orientierung des gemeinsamen Lebens anreichen. Gesellschaftlicher Zusammenhalt stellt dabei eine Art Erlösungshoffnung dar, die besonders in gegenwärtigen Zeiten vielfacher Krisen(rhetorik), Unsicherheit und Konflikte den Weg aus den Zumutungen einer in Veränderung begriffenen (Welt)Gesellschaft verspricht. Der universalistische Appeal des Begriffs verdeckt zuweilen seine realen Partikularismen. Mit anderen Worten: Das Denken über Zusammenhalt fordert heraus, die sie bedingenden ‚Solidaritätsvorstellungen' zu problematisieren.
Zusammenhalt und Solidarität sind zwei Begriffe, die selten explizit aufeinander bezogen werden. Solidarische Praxis basiert auf der Perspektivenübernahme und dem Empfinden für die Situation und Lage anderer und ist ein auf den Erhalt und die Ermöglichung von Lebensformen zielendes Engagement, das über die bloße Orientierung an Recht und formale Gerechtigkeit hinausgeht. Solidarität und Zusammenhalt bringen seit jeher - und nicht zuletzt in Migrationsgesellschaften - Differenzierung. Grenzziehungen und Ausschluss hervor, verteilen Privilegien und festigen Herrschaftsverhältnisse. Zentrale (imaginäre) Referenzen des Zusammenhalts wie ‚Volk', Nationalstaat oder Staatenbündnisse stehen damit nicht allein im Dienste der Beseitigung von Anomie und Desintegration, sondern produzieren zugleich machtvolle und exkludierende Anerkennungs- und Zugehörigkeitsordnungen. Solidaritätskonzepte, die auf die Figur einer „Solidarität unter Vertrauten" bezogen sind und das nationalstaatliche Eigene betonen, stehen freilich in einem Spannungsverhältnis zu der Pluralität und Diversität der Lebensformen, die gesellschaftliche Kontexte (Städte, Nationalstaaten, Regionen, Weltgesellschaft) prägen und verbinden - ebenso wie eine Wissenschaft, die im methodologischen Nationalismus verfangen bleibt. Der Schritt von einer „Solidarität unter (vermeintlich) Vertrauten" hin zu einer „Solidarität unter Fremden" (Brunkhorst) liegt aufgrund der Verfasstheit gegenwärtiger Gesellschaften nahe, wird aber wie jüngst und gegenwärtig die Resonanzen der EU auf die Flucht aus Syrien im Vergleich zu Fluchtbewegungen aus der Ukraine zeigen, politisch in der Anrufung eines partikularen ‚Wir' unterlaufen.
Die Vortragsreihe widmet sich in kritischer Absicht diesem Problemzusammenhang, indem Praktiken, Erzählungen, Mechanismen und Bilder von Solidarität und Zusammenhalt hinterfragt werden. Dafür
Werden unterschiedliche Dimensionen der und Entgrenzung - Klasse, , Migration, Ökologie, Digitalisierung, Geschlecht - aufgegriffen. Die Veranstaltung richtet sich inhaltlich an Wissenschaft sowie an Akteure in der (Bildungs-)Praxis und zivilgesellschaftliche Akteure. Die Vortragsreihe ist eingebunden in die seit Mitte 2021 an der Universität Bielefeld durchgeführte Veranstaltungsreihe „Bleibt empfindsam! Solidarität in der Migrationsgesellschaft".
Master of Arts: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Arts Erziehungswissenschaft im SoSe23.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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einmalig | Di | 16-18 | X-E0-002 | 25.04.2023 | |
einmalig | Di | 16-18 | X-E0-002 | 02.05.2023 | |
einmalig | Di | 16-18 | X-E0-002 | 16.05.2023 | |
einmalig | Mi | 18-20 | H3 | 24.05.2023 | |
einmalig | Do | 18-20 | H11 | 22.06.2023 |
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Erziehungswissenschaft / Promotion | Wahlpflicht | GS und HS |
Diskussions- und Lesebereitschaft