Mauerfall und Wiedervereinigung haben nachhaltige Spuren im medialen Gedächtnis der Bundesrepublik hinterlassen. Dabei setzt sich der deutsche Film nach 1990 nicht allein mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit auseinander, sondern beschreibt – in direkter und indirekter Weise – auch die Identitätskrise, in die das Land auf der Suche nach einer neuen (nationalen) Identität und Heimat in der Nachwendezeit zunehmend geriet. Da Identitätskonstrukte notwendigerweise ein Anderes benötigen von dem sie sich abgrenzen, rücken im Kontext dieser Entwicklung Alteritäten in vielen Filmen in den Vordergrund – Minoritäten und Randgruppen wie Fremde, Alte Menschen, Kinder, Kranke oder Behinderte – an denen die Frage nach dem „Fremden im Eigenen“ oder auch der „Grenze“ diskutiert wird. Dabei sind nicht allein die intrakulturellen Spannungen im Ost-West-Verhältnis und ihre Folgen (zu starker Selbstbezug beispielsweise) Thema, sondern auch andere intra- und interkulturellen Grenzziehungen. Besondere Aufmerksamkeit schenken die Filmemacher einerseits (in eigener Sache) der Frage der Integration und Identität der Kinder der in den 1960er und 70er eingewanderten „Gastarbeiter“, andererseits aber auch der europäischen Integration – und hier insbesondere den gesellschaftlichen Veränderungen infolge der Osterweiterung der EU.
Ausgehend von diesem Phänomen soll die Frage nach „Identitäten und Alteritäten“ im deutschen Film nach 1990 analysiert und dabei auch auf die Innen- und Außenwirkung dieser filmischen Identitätssuche eingegangen werden. Wie wurden diese Filme in Deutschland und im Ausland aufgenommen? Co-Seminarleiter ist Dr. Joachim Umlauf, Leiter des Goethe-Instituts Paris, der auch die Filmarbeit des Goethe-Instituts als Teil der auswärtigen Kulturpolitik darlegen wird.
Folgende Filme werden u.a. im Mittelpunkt stehen:
Andreas Dresen: Stilles Land, Halbe Treppe, Sommer vorm Balkon, Halt auf freier Strecke
Christian Petzold: Yella, Jericho, Barbara
Dani Levy: Alles auf Zucker, Meschugge
Marcus H. Rosenmüller: Wer früher stirbt ist länger tot
Christoph Hochhäusler: Milchwald
Hans-Christian Schmid: Lichter, Nach fünf im Urwald
Robert Thalheim: Am Ende kommen Touristen
Hannes Stör: Berlin is in Germany, One day in Europe
Fatih Akin: Gegen die Wand, Auf der anderen Seite, Soul Kitchen
Yasemin Samdereli: Almanya – Willkommen in Deutschland
Detlev Buck: Wir können auch anders
Pflichtlektüre: Die vorzubereitenden Texte werden rechtzeitig in die Dokumentenablage eingestellt bzw. bekanntgegeben; folgende Filme müssen die Teilnehmer gesehen haben:
Andreas Dresen: Sommer vorm Balkon
Christian Petzold: Yella
Dani Levy: Alles auf Zucker
Marcus H. Rosenmüller: Wer früher stirbt ist länger tot
Christoph Hochhäusler: Milchwald
Hans-Christian Schmid: Lichter
Robert Thalheim: Am Ende kommen Touristen
Fatih Akin: Gegen die Wand, Auf der anderen Seite
Detlev Buck: Wir können auch anders
Historische Grundkenntnisse über die Teilung Deutschlands, den Mauerfall und die Wiedervereinigung sind wünschenswert
Es handelt sich um eine Blockveranstaltung. Die Einführung wird am 10. November stattfinden (ganztägig); ein zweiter Bock am 24. und 25. November 2012 (ganztägig).
Vorläufige Literaturliste:
Albersmeier, Franz – Josef: Texte zur Theorie des Films (2003).
Cooke, Paul/Homewood, Chris: New Directions in German Cinema (2011).
Hake, Sabine: German National Cinema (2007).
Lüdeker Gerhard Und Orth Dominik: Nach-Wende-Narrationen: Das wiedervereinigte Deutschland im Spiegel von Literatur und Film (2010).
O’Brien, Mary – Elizabeth: Post – Wall German cinema And National History (2012).
Raible, Wolfgang: Alterität und Identität. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik, Lili; Heft 110, 1998.
Rentschler, Eric: From New German Cinema to the post-wall cinema of consensus. In: Mette Hjort and Scott Mckenzie (Hg.): Cinema and Nation (2000).
Schick, Thomas: Kino in Bewegung: Perspektiven des deutschen Gegenwartsfilms, Film, Fernsehen, Medienkultur (2011).
Waltraud „Wara“ Wende/Lars Koch: Krisenkino. Filmanalyse als Kulturanalyse: Zur Konstruktion von Normalität und Abweichung im Spielfilm (2010).
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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einmalig | Sa | 10-18 | D2-152 | 10.11.2012 | |
Block | Block | 10-18 | T2-213 | 24.-25.11.2012 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerP2G | Wahl | 2/5 | scheinfähig GS und HS | |
Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2G | 2/5 | ||||
Germanistik (GHR) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2G | 2/5 | ||||
Studieren ab 50 | |||||||
Studieren ab 50 |
Regelmäßige und aktive Teilnahme
Vorbereitung der Pflichtlektüre (hier: Filme und Sekundärliteratur, s. Kommentar)
Bereitschaft zur Übernahme eines Referats
Benotete Einzelleistung: Hausarbeit (ca. 10 Seiten)