300236 Sprachpragmatik und Entscheidungstheorie (S) (SoSe 2017)

Inhalt, Kommentar

Sprachpragmatik und Entscheidungstheorie

In diesem Seminar sollen Fragen der Pragmatik von Gesprächen sowie der Evolution von Bedeutung unter Rückgriff auf elementare spieltheoretische Modelle analysiert werden. Zu diesen Fragen gehören: Wie erhalten Wörter ihren Sinn? Unter welchen Bedingungen bleibt ihre Bedeutung ambivalent? Worin besteht der Vorteil abstrakter gefasster Mitteilungen? Was motiviert die gewöhnlich vorherrschende default-Logik des Verstehens und die turn-taking Struktur unserer Gespräche? Wie funktionieren Implikaturen? Wie Präsuppositionen? Wie funktioniert und was leistet Höflichkeit? Was leisten Exklamative? Was Prosodie? Wann empfehlen sich Drohungen, wann Versprechen? Was ist das ein gutes Argument, wenn für alle Argumente keine Zeit ist?
Die Teilnahme am Seminar setzt keine besonderen Kenntnisse in Sachen Pragmatik oder Spieltheorie voraus. Wer jedoch ohnehin schon an Konversationsanalyse interessiert ist, bekommt hier ein analytisches Werkzeug geliefert, das es erlaubt wenigstens einige Teilprobleme genauer auseinander zu legen und theoretisch zu integrieren; wer sich ein wenig für Spieltheorie interessiert, kann hier erfahren, dass sie auch im gedanklich aktuell kaum mehr zugänglichen Sekundenbereich unserer Alltagsgespräche zuweilen noch Strukturen zu erhellen vermag.
Die im Seminarplan angezeigte Literatur ist zu weiten Teilen on-line zugänglich.

Themenplan

21. April

Einführung und Überblick

28. April

Die Evolution semantischer Bedeutung: Signal-Systeme

Brian Skyrms, The Evolution of Meaning, in: ders., Evolution and the Social Contract, 2. Aufl., CUP 2014, S. 81-105.

5. Mai

Glaubwürdigkeit und Cheap Talk Games

Farrell, Joseph / Matthew Rabin, “Cheap Talk”, Journal of Economic Perspectives, Vol. 10, Number 3, 1996, S. 103-118.

Farrell, Joseph, “Meaning and Credibility in Cheap Talk Games”, Games and Economic Behavior, 1993, 5: 4, S. 514-531.

12. Mai

Turn-Taking

Ken Binmore / Larry Samuelson, Coordinated Action in the Electronic Mail Game, Games and Economic Behavior, 35 (2001), S. 6-30.

Emmanuel Schegloff, “Repair after Next Turn: The Last Structurally Provided Defence of Intersubjectivity in Conversation”, American Journal of Sociology, No. 5 (March 1992), S. 1295-1345.

John Heritage, Oh-prefaced responses to inquiry, Language in Society, 27 (03), 1998, S. 291-334.

19. Mai

Rechtfertigungen, Beweislastfragen und Games of Persuasion

William L.F. Felstiner / Richard L. Abel / Austin Sarat, The Emergence and Transformation of Disputes: Naming, Blaming, Claiming, Law & Society Review, Vol. 15, No. 3/4, (Special Issue on Dispute Processing and Civil Litigation), 1980/81, S. 631-654.

Scott, Marvin B. / Lyman, Stanford M., “Accounts”, American Sociological Review, Vol. 33, Nr. 1, 1968, S. 46-62. (wieder abgedruckt in: Brissett, Dennis und Charles Edgley (Hrsg.), Life as Theater. A Dramarturgical Source Book, New York 1990, S. 219-242.

Jaakko Hintikka, Language-Games for Quantifiers, in: ders., Logic, Language-Games and Information, Oxford: Clarendon Press 1973, S. 53-82.

Eike Schmidt, Die Beweislast in Zivilsachen – Funktion und Verteilungsregeln, JuS 2003, 1007

Eike Schmidt / Gert Brüggemeier, Die Arbeit am Sachverhalt, in: dies, Grundkurs Zivilrecht, 7. Aufl., Neuwied: Luchterhand 2006, S. 61-70.

Hyun Song Shin, “The Burden of Proof in a Game of Persuasion”, Journal of Economic Theory, 64, 1994, S. 253-264.

Ariel Rubinstein, Economics, Pragmatics and Seven Traps, in: ders., Economic Fables, Cambridge 2012, S. 185-214.

Ariel Rubinstein, Strategic Considerations in Pragmatics, in: ders., Economics and Language, Cambridge U.P. 2000, S. 37-52.

26. Mai

Überzeugungsstrategien beim Betteln und beim Strassenraub

John E. Conklin, Robbery and the Criminal Justice System, Philadelphia: J.B. Lippimcott Company 1972.

Eugene Rohrbaugh, Scalar Interpretation in Deontic Speech Acts, New York: Garland 1997.

George Fletcher, Notwehr als Verbrechen – der U-Bahn Fall Goetz, Frankfurt/M.: Suhrkamp 1993.

2. Juni

Fragen und die Implementierung von Präsuppositionen

Irene Koshik, Beyond Rhetorical Questions. Assertive Questions in Everyday Life, Amsterdam: John Benjamins 2005.

Bodenheimer, Aron R., Warum? Von der Obszönität des Fragens, Stuttgart: Reclam 1984.

Oswald Ducrot, Präsuppositionen und Mitverständnisse, in: János Petöfi / Dorothea Frank (eds.), Präsuppositionen in Philosophie und Linguistik, Frankfurt/M.: Athenäum 1973, S. 241-260.

9. Juni

(Lesewoche)

16. Juni

Unausweichliche Vagheit?

Rohit Parik, Vagueness and Utility: The Semantics of Common Nouns, Linguistics and Philosophy 17, 1994, S. 521-535.

23. Juni

Strategische Vagheit

Kris de Jaegher / Robert van Rooij, Strategic Vagueness, in: Anton Benz et al. (Hrsg.), Language, Games, and Evolution, Berlin 2011 (über opac erhältlich)

Kay Junge, Ambivalenz und Lüge, in: Kay Junge / Marco Gerster / Kim-Claude Meyer / Werner Binder (eds.), Kippfiguren – Ambivalenz in Bewegung, Weilerwist: Velbrück 2013, S. 40-67.

30. Juni

Höflichkeit

Penelope Breown / Stephen C. Levinson, Politness. Some universals in language usage, Cambridge: CUP 1987.

7. Juli

Intonation und Exklamative

Arthur Merin / Irina Nikoleva, Exclamatives as a Universal Speech Act Category. A Case Study in Decision-Theoretic Semantics and Typological Implications, Universität Konstanz 2008

Arthur Merin / Christine Bartels, Decision-Theoretic Semantics for Intonation, Universität Konstanz 1997.

14. Juli

Wie binden Strassenverkäufer ihre Kunden?

Colin Clark / Trevor Pinch, The Hard Sell. The Language and Lessons of Street-wise Marketing, HarperCollins 1995.

Colin Clark / Trevor Pinch, The Interactional Study of Exchange Relationships: An Aalyis of Patter Merchants at Work on Street Markets, in: Neil De Marchi / Mary S. Morgan (eds.), Higgling. Transactors and Their Markets in the History of Economics, Duke University Press 1994, S. 370-400.

21. Juli

Implikaturen und die Teilung pragmatischer Arbeit zwischen Sprecher und Hörer

Prashant Parikh, The Use of Language, CSLI 2001 (erstes Kapitel lässt sich von der webseite der Stanford U.P. herunter laden)

Laurence Horn, Markedness and the Psychology of Negation, in: ders., A Natural History of Negation, Chicago: University of Chicago Press1989, S. 154-203.

Betty J. Birner, Later Approaches to Implicature, in: dies., Introduction to Pragmatics, Wiley-Blackwell 2013, S. 77-109.

28. Juli

Wie finden wir eine Balance zwischen Erklärungsaufwand und Verstehensanstrengungen? - Diskursethik in spieltheoretischer Perspektive

Joel Sobel, Giving and Receiving Advice, in: Daron Acemoglu et al. (eds.), Advances in Economics and Econometrics, Vol. I, Cambridge: CUP 2013, S: 305-341.

Ken Binmore, Natural Justice, Oxford 2005.

Kim Lane Scheppele, Legal Secrets: Equality and Efficiency in the Common Law, University of Chicago Press 1988.

Lehrende

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wöchentlich Fr 10-12 X-E0-228 18.04.-28.07.2017

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30-M31 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie II (erweitert) Vertiefendes Theorieseminar 1 Studienleistung
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Vertiefendes Theorieseminar 2 Studienleistung
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30-M4_ver1 Soziologische Theorie I Vertiefendes Theorieseminar Studienleistung
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30-M9 Soziologische Theorie II (Vertiefung) Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie I Studienleistung
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Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie II Studienleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.


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Montag, 8. Mai 2017 
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Donnerstag, 16. Februar 2017 
Letzte Änderung Räume:
Donnerstag, 16. Februar 2017 
Art(en) / SWS
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