DIE VERANSTALTUNG IST INHALTLICH IDENTISCH MIT DER GLEICHNAMIGEN VERANSTALTUNG Di 12-14h (Dopplung wegen starker Nachfrage).
Sozialpolitik als formelle soziale Sicherung im modernen Sinne ist westlichen Ursprungs. Sie entstand im 19. und 20. Jahrhundert in den westlichen Ländern im Zuge wirtschaftlicher, politischer und kultureller Modernisierungsprozesse (Industrialisierung, Kapitalismus, nation building, Demokratisierung, Säkularisierung). In der Veranstaltung wird untersucht, in welchen Formen und aufgrund welcher Faktoren Sozialpolitik sich in jüngerer Zeit auch in nicht-westlichen und wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern verbreitet.
In Entwicklungsländern herrsch(t)en traditionale Formen sozialer Sicherung vor, vor allem informelle Sicherungen (Familie, Verwandtschaft) und eigene Arbeit (Bodennutzung, in den Städten Arbeit im Informellen Sektor). Formelle Sicherungen sind meist unter kolonialem Einfluss entstanden und auf privilegierte, regierungsnahe Gruppen sowie auf Arbeiter im formellen Sektor beschränkt. Soziale Sicherungsformen jenseits von Primärgruppen sind häufig paternalistisch oder klientelistisch geprägt, neuere Formen sind kollektive Selbsthilfe in Assoziationen sowie remittances von Verwandten, die im nördlichen Ausland arbeiten. Seit den 1980er und 1990er Jahren sieht jedoch die Entwicklungspolitik den Aufbau formeller sozialer Sicherungssysteme, die an westliche Modelle angelehnt sind, zunehmend als wichtige Aufgabe. In Bezug auf wohlhabendere Übergangsgesellschaften, besonders Südkorea und Taiwan, wird teilweise sogar von „neuen Wohlfahrtsstaaten“ gesprochen. Anders als bei der Entstehung von Sozialpolitik in westlichen Ländern ist Sozialpolitik in Entwicklungs- und Übergangsgesellschaften wesentlich durch globale Wissensdiffusion und internationale Organisationen wie Weltbank und Internationale Arbeitsorganisation angetrieben. In einigen Entwicklungs- und Übergangsländern wird Sozialpolitik auch endogen zu einem politischen Thema.
In der Veranstaltung behandelt werden u.a.:
- Theorien der Sozialpolitik und sozialen Sicherung in Entwicklungsländern
- Globale Sozialpolitik: Entwicklungspolitik, internationale Organisationen, globale Diskurse, globale Wissensdiffusion
- Sozialpolitik in Übergangsgesellschaften: die „Neue Wohlfahrtsstaaten“-Hypothese
- Ausgewählte Politikfelder, wie Alterssicherung, Gesundheit, Sozialhilfe
- Die Zukunft der Sozialpolitik weltweit: Verbreitung westlicher Modelle oder kultur- und lokalspezifische Diversität?
Arbeitsformen:
• Vortrag des Lehrenden
• Erörterndes Gespräch zwischen Lehrendem und Studierenden („Mäeutik“)
• Gruppenarbeit in der Veranstaltung mit Präsentation der Ergebnisse
• Studentisches Referat mit Sitzungsmoderation
• Workshop (z.B. Arbeit an empirischem Material)
• U.U.Vortrag eines externen Experten
• Häusliche Vor- und Nachbereitung der Sitzung (Pflichtlektüre, „aktives Lesen“); ggfs. Erstellen einer Hausarbeit
• Verfolgen des Veranstaltungsthema in den Medien/Internet: u.U. kleinere Feldexploration zum Thema im eigenen Lebensumfeld
Lernziele:
• Fähigkeit, sozialwissenschaftliche Texte zu lesen
• Fähigkeit, sozialpolitische Debatten zu verstehen und zu hinterfragen
• Fähigkeit, soziale Sachverhalte wissenschaftlich zu analysieren
• Fähigkeit, sozialwissenschaftliche Theorien, Methoden und empirische Ergebnisse zu präsentieren
• Lernen, im Team zu arbeiten
• Lernen/Vertiefung der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens, ggfs. Vorbereitung auf Abschlussarbeit
Keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich. Kenntnisse und Interesse über/an Sozialpolitik und/oder Entwicklungspolitik und dem globalen Süden hilfreich.
Zeitschriften "International Social Security Review" (published in four languages)
"Global Social Policy"
Leisering, Lutz (2008) Social Assistance in the Global South. Zeitschrift für ausländisches und internationales Arbeits- und Sozialrecht 22, S. 74-103
Leisering, Lutz und Liu Tao (2010) Globale Wissensdiffusion in der Sozialpolitik. Die Einführung einer Arbeitsunfallversicherung in der Volksrepublik China. Zeitschrift für Sozialreform 56, Heft 2, S. 173-205
Hort, Sven E. O. and Kuhnle, Stein, 2000: The coming of East and South-East Asian welfare states. Journal of European Social Policy 10(2), 162-184
Siehe auch das Projekt FLOOR www.floorgroup.de
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 16-18 | C01-142 | 09.10.2012-29.01.2013
nicht am: 25.12.12 / 01.01.13 |
Verstecke vergangene Termine <<
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M24 Fachmodul Arbeit, Wirtschaft, Sozialpolitik I | Seminar 1 | Studienleistung
|
Studieninformation |
Seminar 2 oder Vorlesung mit Übungsanteil | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | Schwerpunkt II | |||||
Gender Studies / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | Hauptmodul 2; Hauptmodul 2.1; Hauptmodul 4; Hauptmodul 4.2 | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) | |||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | G.S.3; G.S.4 | scheinfähig | ||||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) Arb | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2009) | 2.2a; 2.2b | |||||
Sozialwissenschaften / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) Arb | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Fachmodul (FM) Arb | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | |||
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2008) | Fachmodul 19.5 | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) | |||
Sozialwissenschaften GymGe Fortsetzung BA-Nebenfach / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2008) | Fachmodul 19.5 | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) | |||
Soziologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) Arb | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) |
Aktive Teilnahme:
• Regelmäßige Teilnahme (max. 3x Fehlen)
• Lesen der Pflichtlektüre zu jeder Sitzung (s. den „Leitfaden zum aktiven Lesen von Texten“; im StudIP, auch website des Veranstalters, „Lehre“)
• Zu jeder Sitzung 2 Fragen zur Pflichtlektüre beantworten, die im Kursplan aufgeführt sind (max. 3 Nicht-Abgaben). VOR jeder Sitzung (bis 11h) an elsbe.lueck@uni-bielefeld.de mailen, Betreff: „Antworten (Beleg-Nr. der Veranstaltung) Sitzung Nr. … (Nachname)“.
• Vor der letzten Sitzung ein Veranstaltungsresümee (inhaltlich, didaktisch) einreichen (zu mailen an: [wie oben])
• Zu einer workshopartigen Sitzung ein kurzes Papier, Poster o.ä. vorher einreichen (an: [wie oben]; ersetzt die zwei Fragen zu dieser Sitzung).
Leistungsnachweis:
• „Aktive Teilnahme“ (s.o.)
• Referat mit PP und Sitzungsmoderation ODER
• Hausarbeit (Länge je nach FSB Ihres Studiengangs 12-25 S.). Abgabe von Ausdruck und Datei bis 31.3.2013 ODER
• Kleine empirische Studie/Projekt mit Bericht. Abgabetermin: wie Hausarbeit ODER
• Mündliche Prüfung (wenn bei Ihrem Studiengang vorgesehen) (Termine in letzter Vorlesungswoche und erster Woche der vorlesungsfreien Zeit; in Listen an meiner Tür, U3-231, eintragen).
• schriftliche Versicherung, dass die schriftliche Arbeit (bei Gruppenarbeit der gekennzeichnete Anteil) selbständig verfasst wurde und nur die angegebenen Quellen benutzt wurden.
Gruppenarbeit ist erwünscht (i.d.R. 2 Personen).
Vor Referaten UNBEDINGT mindestens drei Wochen vorher in die Sprechstunde kommen. Danach Exposé erstellen (Gliederung, Beschreibung der Argumentation, Literaturliste), Feedback einholen, erst dann voll weiterarbeiten. Per e-mail/Sprechstunde weiter mit dem Veranstalter kommunizieren.
Eine Note besser als 3 bzw. 2 ist nur erreichbar, wenn mindestens eines bzw. zwei der folgenden Kriterien erfüllt sind: eigenständiges Umgehen mit theoretischen und empirischen Elementen; eigenständige Literatursuche (über Hinweise des Veranstalters hinaus).