220102 Die Naturgeschichte und ihr Ende (16.-18. Jahrhundert) (GSH) (SoSe 2021)

Die Naturgeschichte hat antike Wurzeln. In der frühen Neuzeit ist sie ein eigenes Spielfeld der Geschichtsschreibung. Zugleich vereinigt das christliche Denken Naturgeschichte, politische Geschichte und Heilsgeschichte miteinander. Naturgeschichte und Menschengeschichte konvergieren auch zeitlich insofern, als sie beide ihren Anfang mit der Schöpfung nehmen. Aber diese Vorstellung ändert sich im Laufe der frühen Neuzeit. Die Erdgeschichte stellt diesen Rahmen infrage und sprengt ihn spätestens im 18. Jahrhundert auf. Das hat weitreichende Konsequenzen für das neuzeitliche Geschichts- und Zeitverständnis.
Wir werden uns zunächst mit den antiken Wurzeln der historia naturalis befassen. Weitere Themen sind: christliche Zeitvorstellungen, Apokalyptik, Natur als Exempel, Chronologie Geographie ("alte" und "neue" Welt), die Historisierung der Natur und die Emanzipation der Naturgeschichte aus dem traditionellen Geschichtsdenken. Ausgewählte Texte und Autoren der frühneuzeitlichen Naturgeschichtsschreibung werden diese Aspekte beispielhaft beleuchten.

Bibliography

Wolf Lepenies, Das Ende der Naturgeschichte, Frankfurt a.M. 1976.
David Schulz, Die Natur der Geschichte: Die Entdeckung der geologischen Tiefenzeit und die Geschichtskonzeption zwischen Aufklärung und Moderne, Berlin; Boston 2020.
Stephen Jay Gould, Time’s Arrow, Time’s Cycle, Cambridge, MA; London 1987.
Martin J. S. Rudwick, Earth’s Deep History, 2014.