220009 Die frühneuzeitliche Medienrevolution – Wegbereiterin europaweiter Wahrnehmung von Krisenereignissen (Ü) (WiSe 2012/2013)

Die Übung bezieht sich unmittelbar auf den Kurs. Während es im Kurs um die bisherige Historiographie der Krise des 17. Jahrhunderts geht, bei der der strukturelle Vergleich zwischen den Krisenphänomen im Vordergrund steht, soll der Schwerpunkt in der Übung auf der zeitgenössischen Wahrnehmung liegen. Denn daß die Zeitgenossen im 17. Jahrhundert selbst die Krisenphänomene in einem größeren Zusammenhang sahen und interpretierten, wurde bisher in der Forschung bisher wenig berücksichtigt. Geschichtsschreiber verfaßten große Werke, in denen sie die Ereignisse ihrer Zeit gegenüberstellten, und Obrigkeiten hatten Angst vor der Ansteckung aus den Nachbarländern. Im Kurs wird danach gefragt werden, welche kommunikativen Direktverbindungen es zwischen den Aufständen und Revolten in verschiedenen Ländern gab und inwiefern diese Krise nicht auch und gerade durch die neuen medialen Vernetzungen und das Wissen über die europaweiten Vorgänge mitgeprägt wurde. Denn in dieser Zeit wurden zum einen zwischenstaatliche Kontakte verstetigt und immer mehr ständige Vertretungen eingerichtet, was zu einer Verdichtung der diplomatischen Korrespondenz führte, zum anderen entwickelte sich das Zeitungswesen in rasantem Tempo, besonders im Hl. Röm. Reich, so daß auch die Öffentlichkeit schneller und regelmäßiger über das informiert wurde, was sich in den Nachbarländern ereignete.

Literaturangaben

Asa Briggs, Peter Burke: A social history of the media. From Gutenberg to the Internet. 3rd ed. Cambridge (UK) 2010.
Volker Bauer, Holger Böning (Hg.): Die Entstehung des Zeitungswesens im 17. Jahrhundert. Ein neues Medium und seine Folgen für das Kommunikationssystem der Frühen Neuzeit. Bremen 2011.