300167 Religion und Organisation (S) (WiSe 2007/2008)

Die 'religiöse Lage' wird zumal in Deutschland seit etlicher Zeit nur noch auf der 'Nachfrageseite', nur noch bei den Individuen erforscht und erhoben, und es wird dann zumal seit den 1970er Jahren entweder zunehmende 'Säkularisierung' oder aberzunehmende 'Privatisierung' des Religiösen, in jedem Fall aber 'Entkirchlichung' konstatiert. Die religiösen 'Anbieter', also vor allem religiöse Organisationen oder auch: 'die organisierte Religion' - sie kommen auf die Art nur noch sehr begrenzt in den soziologischen Blick. In der Veranstaltung soll es darum gehen, hier die Blickrichtung zu ändern, also die religiösen Organisationen energischer ins Auge zu fassen.

Es kommt hinzu: Religionssoziologie und Organisationssoziologie sind spezielle Soziologien ohne intensive Berührung miteinander, wofür es eine Reihe von Gründen gibt. Bei Niklas Luhmann (2000, 248f.) wird nicht zufällig sogar die Frage aufgeworfen, "ob es nicht eine prinzipielle Inkompatibilität von Religion und Organisation gibt." Die Veranstaltung will systematische Fragen wie diese genauer angehen. Sie soll sich aber auch aktuellen Organisationsproblemen des religiösen Feldes stellen - von Moscheevereinen und ihren Problemen bis hin zu den deutschen Großkirchen, die sich vor massive Schrumpf- und Einsparnotwendigkeiten gestellt sehen.

Literaturangaben

N.J. Demerath III u.a., Hrsg., Sacred Companies: Organizational Aspects of Religion und Religious Aspects of Organisations. Oxford u. New York 1998;
M. Krüggeler u.a., Hrsg.; Institution, Organisation, Bewegung: Sozialformen der Religion im Wandel. Opladen 1999;
N.Luhmann, Die Religion der Gesellschaft. Frankfurt/M. 2000, insbes. 226ff.;
W.Huber u.a., Hrsg., Kirche in der Vielfalt der Lebensbezüge: Die vierte Erhebung über Kirchenmitgliedschaft. Gütersloh 2006.