300083 Deutsche Soziologie um 1900 (Vorlesung) (V) (SoSe 2003)

Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert stellt eine zentrale Phase innerhalb der Geschichte unseres Faches dar, in der die moderne Soziologie eine einzelwissenschaftliche Gestalt anzunehmen begann. Unter den verschiedenen nationalen Traditionen, die zu diesem Zeitpunkt an dem Prozeß der Verwissenschaftlichung der Soziologie beteiligt waren, kommt der Entwicklung der Soziologie im deutschsprachigen Raum eine besondere Bedeutung zu. Denn unter dem Einfluß der Gesellschafts- und Kulturkritik von Marx und Nietzsche haben hier Ferdinand Tönnies, Georg Simmel und Max Weber relativ unabhängig voneinander jeweils eigenständige soziologische Ansätze ausgearbeitet, die einen erheblichen Einfluß auf die Entwicklung der Soziologie im 20. Jahrhundert ausgeübt haben. Sie zählen deshalb heute zu den unbestrittenen Klassikern unseres Faches. In dieser Vorlesung soll ausgehend von den Werken von Tönnies, Simmel und Weber ein Überblick über den um 1900 geführten soziologischen Diskurs im deutschen Sprachraum gegeben werden. Es soll dabei auch auf die intellektuelle Vorgeschichte dieses Diskurses sowie auf seine wirkungsgeschichtliche Bedeutung eingegangen werden.

Literaturangaben

Dirk Käsler, Die frühe deutsche Soziologie 1909 bis 1934 und ihre Entstehungs-Milieus. Eine wissenschaftssoziologische Untersuchung, Opladen 1984.
Wolf Lepenies, Die drei Kulturen. Soziologie zwischen Literatur und Wissenschaft, Reinbek 1988.
Klaus Lichtblau, Kulturkrise und Soziologie um die Jahrhundertwende. Zur Genealogie der Kultursoziologie in Deutschland, Frankfurt am Main 1996.
Harry Liebersohn, Fate and Utopia in German Sociology, 1870-1923, Cambdrige/MA 1988.
Fritz K. Ringer, Die Gelehrten. Der Niedergang der deutschen Mandarine 1890-1933, München 1987.
Gisela Wallgärtner, Der soziologische Diskurs im Kaiserreich. Auswertung sozialwissenschaftlicher Zeitschriften, Münster 1991.