300032 Die Figurationssoziologie von Norbert Elias (S) (WiSe 2011/2012)

Die soziologische Theorie von Norbert Elias liegt eigentümlich quer zu den großen soziologischen Schulen (Systemtheorie, Handlungstheorie). Beginnend mit Zum Prozess der Zivilisation (1939) hat Elias ein beeindruckendes Œuvre mit einer eigenständigen Perspektive auf soziale Strukturen und Prozesse geschaffen, die er auf eine große Bandbreite von sozialen Phänomenen anwendet.
Auf einer sehr grundsätzlichen Ebene ging Elias davon aus, dass sich Menschen im sozialen Austausch wechselseitig beeinflussen und dabei Strukturen bilden. Solche Figurationen entwickeln ihre eigene Dynamik, die relativ unabhängig von individuellen Motiven und von makro-soziologischen Prozessen gedacht wird.
Im Seminar sollen die theoretischen Grundgedanken von Elias vertieft werden, aber auch seine Anwendung auf so unterschiedliche Bereiche wie das Zusammenleben von Einheimischen und Zugezogenen, das Verhältnis von Männern und Frauen, das Wettrüsten im Kalten Krieg, die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert als Zusammenspiel gesellschaftlicher Gruppen, die Staatsbildungsprozesse im Spätmittelalter und den Wandel von Benimmregeln im Übergang zur Neuzeit.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

TeilnehmerInnen sollten über Grundkenntnisse in soziologischen Theorien und den Grundbegriffen der Soziologie verfügen.

Literaturangaben

Norbert Elias 1986: Stichworte „Figuration“, „Prozesse, soziale“ und „Zivilisation“, in: Bernhard Schäfers (Hg.): Grundbegriffe der Soziologie, Opladen: Leske + Budrich 19862, 88-91, 234-241, 382-387
Norbert Elias 1970: Was ist Soziologie?, Weinheim: Juventa 1993
Norbert Elias / John Scotson 1965: Etablierte und Außenseiter, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1993
Norbert Elias 1989: Studien über die Deutschen, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1992