Die Migrationsgesellschaft stellt die politische Erinnerungskultur und -pädagogik vor neue Herausforderungen. Lange Zeit bildete der deutsche Nationalstaat den Rahmen für das Gedenken an den Holocaust und für die These des Zivilisationsbruchs. Seit einigen Jahren stellen jedoch vermehrt weitere Opfergruppen, insbesondere Schwarze und Indigene, die Forderung, dass auch ihre historischen Leiden, Wunden und Unterdrückungen anerkannt und erinnerungspolitisch gewürdigt werden. Für sie geht es weniger um die Erinnerung an die nationalsozialistische Schreckensherrschaft, sondern um die Aufarbeitung von kolonialer Gewalt und Genozide. In diesem Narrativ hat der Zivilisationsbruch bereits mit der imperialen Kolonialisierung und der Sklaverei stattgefunden.
Das Konzept der multidirektionalen Erinnerung, wie es von Michael Rothberg entworfen wurde, stellt den Versuch dar, Bedingungen für ein gemeinsames und verbindendes Erinnern an Kolonialismus, Sklaverei und den Holocaust zu schaffen. Statt Erinnerungs- und Opferkonkurrenzen zu befeuern, geht es in diesem multiperspektivischen Ansatz darum, kollektive Gewaltverbrechen wie den Kolonialismus, die Sklaverei und den Holocaust wechselseitig aufeinander zu beziehen, ohne sie gleichzusetzen.
In diesem Seminar wollen wir die Konsequenzen der multidirektionalen Erinnerungstheorie für eine erinnerungspädagogische Praxis diskutieren und bewerten. Dabei werden wir auch Methoden kennen lernen und ausprobieren, die sich für eine multidirektionale und multiperspektivische Erinnerungspädagogik sowie für eine inklusive antisemitismus- und rassismuskritische Bildungsarbeit eignen.
Folgende Themen sollen im Seminar behandelt werden:
- Dialogische Kontroversen und Demokratieerziehung im Unterricht
- Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen
- Antisemitismus und Rassismus: Verschiedene Ungleichwertigkeitsideologien mit Berührungspunkten
- Erziehung und politische Bildung nach Ausschwitz in der Einwanderungsgesellschaft
- Historisch-politisches Lernen unter transkultureller Perspektive
- Agonistische Kontaktzonen bei der Geschichtsvermittlung im postkolonialen Kassenzimmer
- Ausgrenzungsdynamiken und Diskriminierungserfahrungen von Jugendlichen
- Multiperspektivität in der Geschichtsbetrachtung und -vermittlung
- Multidirektionale, inklusive und solidarische Erinnerungspädagogik in der Migrationsgesellschaft
- Außerschulische Lernorte und Gedenkstättenpädagogik
- Was schulden wir den Anderen? Historische und komparative Gerechtigkeit.
- Dekolonialisierung weißer Bildungsarbeit und Erinnerungsräume
- Gojnormativität: Die privilegierte Positionen des Nicht-Jüdischen
- (Post)migrantische Bündnisse gegen Antisemitismus und (antimuslimischen) Rassismus
- Intersektionale Konzepte für antisemitismuskritische und rassismuskritische Bildungsarbeit.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/einrichtungen/bie/faq-stundenplan/
Master of Arts: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Arts Erziehungswissenschaft im SoSe23
werden im Seminar bekannt gegeben
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-ME-A4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME-B4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME-C1 Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-ME-C1-MGS-wp Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
25-ME-C4 Inhaltliche Fokussierung | E1: Inhaltliche Fokussierung 1 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
E2: Inhaltliche Fokussierung 2 | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation | |
25-ME3 Forschungsprojekt | E1: Thematische Einführung | Studienleistung
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Studieninformation |
25-ME3-IT Forschungsprojekt | E1: Thematische Einführung | Studienleistung
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Studieninformation |
25-UFP6-C Fachbezogene Vertiefung: Migrationspädagogik, Civic- and International Education | E1: Migrationspädagogik and International Education | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
30-MGS-3 Hauptmodul 2: Sozialisation und Bildung | Seminar 1 | Studienleistung
|
Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Bielefeld Graduate School In History And Sociology / Promotion | Optional Course Programme |
mögliche Prüfungsleistungen: Referate und Hausarbeiten
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: